Lau, Thomas, Unruhige Städte. Die Stadt, das Reich und die Reichsstadt (1645-1806) (= Bibliothek altes Reich 10). Oldenbourg, München 2012. 156 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Itzehoe 1947 geborene Verfasser wurde nach dem Studium der Geschichte und des öffentlichen Rechtes in Freiburg im Breisgau, Basel und Dublin 1997 mit der Dissertation Bürgerunruhen und Bürgerprozesse in den Reichsstädten Schwäbisch Hall und Mülhausen in der frühen Neuzeit promoviert. Ab 1999 war er Stipendiat der Holderbank-Stiftung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, ab 2000 Nationalfondsassistent am Lehrstuhl für allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit in Freiburg im Üchtland, ab 2003 Doktorassistent. Im Jahre 2005 wurde er auf Grund der Habilitationsschrift über Stiefbrüder. Nation und Konfession in der Schweiz und Europa 1646-1742 habilitiert.

 

Der seitdem als Privatdozent bzw. Professor für Geschichte der Neuzeit in Freiburg im Üchtland tätige Autor verallgemeinert nach einer Spurensuche Teutschland von 1500 bis 1650 die Ergebnisse seiner Dissertation im vorliegenden schmalen Band, den er in fünf Teile gliedert. Dabei nähert er sich eingangs dem Reich, der Stadt und der Reichsstadt behutsam an. Danach greift er auf die streitende Stadt aus und behandelt Republikanismus, Reichsunmittelbarkeit, Reichssystem, Städtebünde, Städtenetze, Städtetage und die Genese regionaler Identitäten.

 

Das Kernstück der Darstellung ist der Streit in der Stadt, innerhalb dessen Juden, urbane Eliten, Bürger, Geistliche, gemeiner Mann und städtische Randgruppen erfasst werden. Dem schließt sich der Streit um die Stadt in Krieg und Diplomatie an, ehe eine Schlussbetrachtung die unruhigen Städte insgesamt in den Blick nimmt. Zusammenfassend versteht der Verfasser ansprechend die Reichsstädte (das einseitige Registererfasst schätzungsweise 100 Städte von Aachen über Fürth und München bis Zell) als Räume der Interaktion, in denen regionale und transregionale, ökonomische und kulturelle, politische und sakrale Imaginationen in soziale Praxis verwandelt und soziale Praxis in Form von Imaginationen abstrahiert wurde.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler