Laabs, Dirk, Der deutsche Goldrausch. Die wahre Geschichte der Treuhand. Pantheon Verlag, München 2012. 384 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Als sich die Deutsche Demokratische Republik knapp ein Jahr nach ihren großen Feiern des vierzigjährigen Bestands 1990 der Bundesrepublik Deutschland anschloss, war die Freude zumindest bei der Mehrheit der Beteiligten groß, hatte doch ein Jahr zuvor kaum jemand an die Verwirklichung dieser lange Jahre vorgetragenen politischen Forderung geglaubt. Allerdings bedeutete diese politische Einheit auch umfangreiche Aufgaben und bedeutsame Herausforderungen, hatten sich doch die beiden Teile des Deutschen Reiches seit 1945 in vielen Hinsichten ziemlich auseinandergelebt. Insbesondere bestand im Osten die Planwirtschaft, die es nun mit der westlichen Marktwirtschaft zu verbinden galt.

 

Zu diesem Zweck wurde gegen Ende der Deutschen Demokratischen Republik die Treuhandanstalt als bundesunmittelbare Anstalt des öffentlichen Rechts in Deutschland gegründet, der zum 1. Juli 1990 7984 volkseigene Betriebe mit vier Millionen Beschäftigten anvertraut wurden. Ihre Aufgabe sollte es sein, die volkseigenen Betriebe der Deutschen Demokratischen Republik nach den Grundsätzen der Marktwirtschaft zu privatisieren oder notfalls stillzulegen und die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit der verbleibenden Unternehmen zu sichern. Nach knapp etwa fünf Jahren wurde die Anstalt nach 39,6 Prozent Stilllegungen, 53,8 Prozent Privatisierungen, 13,1 Prozent Rückgaben an frühere Berechtigte und 2,6 Prozent Überführungen in kommunale Trägerschaft zum 31. Dezember  1994 wieder aufgelöst.

 

Mit der wechselvollen Geschichte dieser Anstalt befasst sich das vorliegende, auf ziemlich sorgfältigen Ermittlungen beruhende, zu überwiegend kritischen Ergebnissen gelangende Werk des Filmemachers Dirk Laabs, der sich zuvor etwa mit dem Versagen von Politik und Geheimdiensten im Umfeld des 11. September (2001) befasst hatte. Insgesamt sieht er unter Beschreibung kleiner und großer tatsächlicher Fehler die Anstalt heillos überfordert und immer einen Schritt zu spät, da sie statt erwarteter 600 Milliarden Euro Gewinn nur einen Verlust von 230 Milliarden Euro erwirtschaftete, so dass vor allem andere Interessenten aus diesem Vorgang Vorteile gezogen haben müssen. Möge das interessante Werk Anstoß zu einer umfassenden wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Treuhand sein.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler