Kuß, Susanne, Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen. Eskalation von Gewalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts (= Studien zur Kolonialgeschichte 3). Ch. Links Verlag, Berlin 2010. 500 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die 1965 geborene Verfasserin war nach dem Studium von Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft in Freiburg im Breisgau und Berlin ab 1992 als Mitarbeiterin am ostasiatischen Seminar der Freien Universität Berlin tätig, von 1994 bis 2008 in verschiedenen Stellungen am historischen Seminar der Universität Freiburg. Ihre 1998 abgeschlossene, 2005 veröffentlichte Dissertation hatte das Thema Der Völkerbund und China - technische Kooperation und deutsche Berater 1928-1934, so dass sie bereits früh einen weiten Rahmen abstecken konnte, in dem sie sich zur besonderen Sachkennerin entwickeln konnte. Ihr vorliegendes Werk rief dementsprechend umgehend das Interesse eines sachkundigen Rezensenten hervor, dem der Verlag leider kein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellen konnte, so dass der Herausgeber mit wenigen Zeilen auf die kompakte Veröffentlichung hinweisen muss.

 

De Verfasserin teilt ihre Arbeit unter dem Motiv „The Germans to the Front“ nach einer kurzen Einleitung über Gewalt im Krieg, Forschungsstand, Methode, Quellen und Gliederung in drei Sachkapitel. Nacheinander behandelt sie den Boxerkrieg von 1900/1901, den Herero- und Namakrieg 1904-1907 und den Majimajikrieg 1905-1908, die kolonialen Kriegsschauplätze einschließlich der Motivationen, Waffen, Gegner, Krankheiten und Reaktionen im Ausland und Inland, um schließlich zu Auswertung und Erinnerung überzugehen. Am Ende bietet sie eine klare Zusammenfassung über deutsche Kolonialkriege.

 

Im Ergebnis ermittelt die Verfasserin eine erschreckende Brutalität, für deren Ausmaß sie neben Rassismus, Nationalismus und Militarismus vor allem Unkenntnis einerseits und Akzeptanz im Deutschen Reich wie in Großbritannien und Frankreich andererseits wahrscheinlich macht. Eine Einordnung als besonderes deutsches Experimentierfeld für den zweiten Weltkrieg lehnt sie mit guten Gründen ab. Am Ende ihrer gelungenen Darstellung bietet sie ein Personenregister mit mehr als 150 Kurzbiographien von Hannah Arendt bis Max Zupitza.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler.