Krings, Stefan, Hitlers Pressechef. Otto Dietrich (1897-1952). Eine Biographie. Wallstein, Göttingen 2010. 543 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Lutz Hachmeister am Institut für Journalistik der Universität Dortmund angeregte und betreute Dissertation des Verfassers. Sie verwertet insbesondere auch  den von der Tochter zur Verfügung gestellten persönlichen Nachlass Otto Dietrichs. Hinzukommen zahlreiche weitere ungedruckte Archivbestände, so dass der Verfasser auf der bestmöglichen Quellengrundlage vorgehen konnte.

 

Gegenstand seiner Untersuchung ist der in Essen 1897 als Sohn eines Kaufmanns geborene Otto Dietrich, der nach dem Besuch des Realgymnasiums in Essen, der freiwilligen Kriegsteilnahme, dem Kriegsabitur in Gent (1917) und dem Studium von Staatswissenschaft und Philosophie in München, Frankfurt am Main und Freiburg im Breisgau 1921  zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. Nach Tätigkeiten bei der Handelskammer Essen und der Essener allgemeinen Zeitung trat er im April 1929 mit der Mitgliedsnummer 126727 der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei bei und wurde Schriftleiter der Nationalzeitung sowie zum 1. August 1931 Reichspressechef der NSDAP. Seinen Lebensweg verfolgt der Verfasser sehr sorgfältig in zehn Kapiteln von der nationalistischen Prägung zwischen Kaiserreich und Republik bis zum Tode in Düsseldorf am 22. November 1952.

 

Zwar kam Dietrich mit Adolf Hitler an die Macht und bemühte sich um die Säuberung des Reichsverbands der deutschen Presse, die Verknüpfung von öffentlicher Meinung und NSDAP sowie die Befreiung der Gehirne und stieg damit am 30. April zum Vorsitzenden des Reichsverbands der deutschen Presse und 1938 zum Staatssekretär im Propagandaministerium auf, wollte aber niemals eine Spur von manchen Dingen gewusst haben, wurde Ende März 1945 entlassen  und wollte nach 1945 praktisch mit der Organisation der Presse nichts zu tun gehabt haben. Im Ergebnis stuft ihn der Verfasser in sorgfältiger Abwägung als einen Hauptdarsteller, phasenweise sogar als den Hauptdarsteller auf der Bühne der nationalsozialistischen Presselenkung ein. Am 11. April 1949 wurde Dietrich als Kriegsverbrecher zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, im August 1950 jedoch begnadigt, überlebte seine Entlassung aber nur um wenige Jahre.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler