Kontroversen um das Recht. Contending for Law. Beiträge zur Rechtsbegründung von Vitoria bis Suárez. Arguments about the foundation of Law from Vitoria to Suárez, hg. v. Bunge, Kirstin/Schweighöfer, Stefan/Spindler, Anselm/Wagner, Andreas (= Politische Philosophie und Rechtstheorie des Mittelalters und der Neuzeit. Texte und Untersuchungen 2, 4). frommann-holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt, 2012. X, 375 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wann, wo, wie und warum das Recht wirklich entstanden ist, kann mangels greifbarer Quellen über seine Anfänge niemand genau sagen. Irgendwann ist irgendwo aber irgendwelches Recht für die Menschen tatsächlich vorhanden und seit dem späteren dritten vorchristlichen Jahrtausend sogar für die Nachwelt fassbar zumindest in Teilstücken überliefert. Während die meisten seiner Nutzer seinen Bestand hingenommen und vielleicht auch bei Bedarf verändert haben, ist er wohl von den wenigsten auf seinen Grund hin untersucht und hinterfragt worden.

 

Zu bestimmten Zeiten hat an bestimmten Orten aber auch eine intensive Diskussion über die Begründung des Rechts stattgefunden. Zu diesen rechtstheoretischen Entwicklungskernen zählt nach dem die überwiegende methodologische Ansicht wiedergebenden kurzen Vorwort der Herausgeber auch die am Beginn der Neuzeit stehende Schule von Salamanca samt ihrem weiteren akademischen Wirkungsumfeld. Dabei noch offene Fragen haben Interessierte zu einer internationalen Konferenz zusammengeführt, die in Bad Homburg vor der Höhe im Dezember 2009 im Rahmen des Exzellenzclusters 243 „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Universität Frankfurt ausgerichtet wurde und deren Referate der vorliegende Band der Allgemeinheit zur Verfügung stellt.

 

Insgesamt bietet der Sammelband 13 gedankenreiche Studien. Im Mittelpunkt stehen dabei Francisco de Vitoria, Domingo de Soto, Sepúlveda, Bartolomé de Las Casas, Alonso de la Veracruz, Fernando Vázquez de Menchaca, Diego de Covarrubias, Luis de Molina und Francisco Suárez, doch werden auch Verbindungslinien bis zu Alfred Verdross gezogen. Ein Personenregister von Acosta über Aristoteles, Horaz, Kant, Platon, Sokrates, Thomas von Aquin oder Ulpian bis Zumárraga schließt den Recht, Gesetz, Rationalität, Freiheit, Gemeinwohl, Preaching the Gospel, Naturrecht und Gerechtigkeit in vielfältiger Weise verbindenden Band zumindest in Bezug auf das zeitlose Gespräch vieler kluger Köpfe hilfreich auf.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler