Kepplinger, Hans Mathias, Die Mechanismen der Skandalisierung zu Guttenberg, Kachelmann, Sarrazin & Co. - Warum einige öffentlich untergehen - und andere nicht. Olzog, München 2012. 223 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Mainz 1943 geborene Verfasser wurde nach dem Studium der Politikwissenschaft, Publizistik und Geschichte in Mainz, München und Berlin in Mainz 1970 mit seiner Dissertation über das politische Denken Hans Magnus Enzenbergers promoviert. Anschließend wirkte er als wissenschaftlicher Assistent Elisabeth Noelle-Neumanns und wurde nach seiner 1977 erfolgten Habilitation 1982 auf den neuen Lehrstuhl für empirische Kommunikationsforschung in Mainz berufen. Seitdem hat er sich in zahlreichen Veröffentlichungen  mit der politischen Bedeutung der Massenmedien befasst.

 

Das Vorwort des vorliegenden Werkes beginnt überzeugend mit der Feststellung: jeder Skandal ist einzigartig. Danach erinnert der Verfasser in bunter Folge an Birkel-Nudeln 1985, Uwe Barschel, Philipp Jenninger, die Ölpest im Persischen Golf, die Flugreisen Lothar Späths, die Erschießung Wolfgang Grams’, einen Chemieunfall bei Hoechst, die geplante Versenkung der Brent Spar, die geheimen Konten der CDU, die Annahme anonymer Spenden durch Helmut Kohl, die Vernichtung von Daten im Bundeskanzleramt, den Kokainkonsum Christoph Daums, den Rinderwahnsinn, Guttenberg, Kachelmann, Sarrazin und vieles oder viele andere mehr. Ziel ist die Ermittlung wissenschaftlich überzeugender Regeln der Skandalisierung.

 

Seine Erreichung strebt der Verfasser in insgesamt fünfzehn Abschnitten an. Sie reichen von Momenten der Gewissheit bis zum Nutzen des Schadens und konzentrieren sich vor allem auf drei Fragen nach Gründen. Im Ergebnis stellt der Verfasser fest, dass die Skandalisierung von Missständen kein Wert an sich ist und der Nutzen der Skandalisierung auch nicht mit der Zahl der Skandale steigt, dass die Anprangerung gravierender Missstände durch Massenmedine vielfach aber der einzige Weg zu ihrer Beseitigung (oder wenigstens zu ihrer Erkennung und Diskussion) ist, wenngleich sich keineswegs eindeutig erklären lassen dürfte, warum einige öffentlich untergehen - und andere nicht.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler