Kaiser, Ulrike, Das Amt Leuchtenburg 1479-1705. Ein regionales Zentrum wettinischer Herrschaft (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 33). Böhlau, Köln 2012. 278 S., Abb., Karte. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach dem kurzen Vorwort der Verfasserin ging der Beschäftigung mit dem Amt Leuchtenburg (an der Saale zwischen Saalfeld und Jena) „eine sehr persönliche und beruflich geprägte Fragestellung nach dem Burgalltag vor mehreren Jahrhunderten voraus“. Die alltägliche Praxis der Verfasserin, als Direktorin des Museums und Verantwortliche der Bereiche Öffentlichkeitsarbeit und Projektentwicklung die Leuchtenburg als eine der schönsten Höhenburgen Deutschlands zu vermarkten, deren Anblick Touristen von den Autobahnen anlockt und sie den steilen Burgberg mit freudigen Erwartungen erklimmen lässt, ging mit dem Gedanken einher, unter welchen Aspekten die Bevölkerung in früherer Zeit die Leuchtenburg als Amtsburg betrachtet haben mag. Hieraus erwuchs die von Helmut G. Walther betreute, im Wintersemester 2009/2010 von der philosophischen Fakultät der Universität Jena angenommene Dissertation der Verfasserin.

 

Sie gliedert sich in insgesamt fünf Abschnitte. Nach einer kurzen Einleitung behandelt die Verfasserin die innere und äußere Struktur des Amtes (Amtsdörfer und Fronarbeiten, land- und forstwirtschaftliche Flächen, Personalstruktur, Einnahmen- und Ausgabenstruktur), die Rolle des Amtes als unterste Herrschaftsebene innerhalb der wettinischen Landesverwaltung (Finanzverwaltung, Recht, Ordnung und Sozialdisziplinierung, Verhandlungen und Politik, Entwicklung und Infrastruktur, Verteidigung, Versorgung und soziale Verantwortung) und die Entwicklung und Profilierung der obersten Schlüsselrollen in der Amtsverwaltung (Vogt, Schösser, Schreiber). Am Ende bietet sie eine Zusammenfassung ihrer detaillierte Erkenntnisse.

 

Insgesamt wertet die Verfasserin in ihrer ansprechenden, gelegentlich etwas ungelenk formuliert erscheinenden, durch Ortsregister und Personenregister aufgeschlossenen Untersuchung erstmals die ab 1479 vollständig erhaltenen Einnahmenrechungen und Ausgabenrechungen aus. Dabei stellt sie die Umsetzung der Gerichtsbarkeit mit Disziplinierungsmaßnahmen bis zu Folterungen und Hinrichtungen in den Mittelpunkt. Auf diese Weise kann sie an Hand vieler Beispiele das Verhältnis von Obrigkeit und Untertanen schildern, wofür sie zahlreiche vernschaulichende Abbildungen Diagramme und Tabellenbenutzt.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler