John, Anke, Der Weimarer Bundesstaat. Perspektiven einer föderalen Ordnung (1918-1933) (= Historische Demokratieforschung 3), Böhlau, Köln 2012. 486 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die seit 1986 als Diplomlehrer für deutsche Sprache und Literatur tätige Verfasserin wurde 1996 mit einer Arbeit zur Landesgeschichte Mecklenburgs (Die Entwicklung der beiden mecklenburgischen Staaten im Spannungsfeld von landesgrundgesetzlichem Erbvergleich und Bundes- bzw. Reichsverfassung vom Norddeutschen Bund bis zur Weimarer Republik) an der Universität Rostock promoviert. Nach einer Tätigkeit als Lektorin und Publizistin bei der Ostsee-Zeitung wurde sie 2001 wissenschaftliche Assistentin am historischen Institut der Universität Rostock für neueste und europäische Geschichte. Nach ihrer Habilitation im Jahre 2009 vertrat sie Professuren für Didaktik der Geschichte in Duisburg-Essen und Jena.

 

Das vorliegende, auf dem Umschlag mit einer nicht besonders erhellenden Darstellung des Weimarer Bundesstaates im Reichsmuseum für Gesellschafts- und Wirtschaftskunde in Düsseldorf von 1928 geschmückte Werk ist die Druckfassung ihrer auch auf zahlreichen ungedruckten Quellen aufbauenden, mit einem Nachwort Detlef Lehnerts versehenen Habilitationsschrift. Sie behandelt eine interessante Thematik aus geschichtswissenschaftlicher Sicht in sechs Sachkapiteln. Sie betreffen nach einer kurzen Einleitung über Traditionen, Forschungsstand, historisch-semantische Befunde, das Konzept der Geschichtsräume und die eigene Vorgehensweise den Weimarer Bundesstaat im Verfassungsdenken und in der politischen Kommunikation, die Akteure und Antriebskräfte einer Reich-Länder-Reform, die Reich-Länder-Reform als politische Dauerthema und die Länder in der Bundesstaatsdebatte.

 

Am Ende fragt die Verfasserin danach, welche Perspektiven die föderale Ordnung in Weimar hatte. Dabei stellt sie fest, dass zwar staatsrechtliche Theoriebildung und populär-allertagsweltliche Reflexion in den politischen Prozessen und Debatten zusammenwirkten, aber in der relativ kurzen Dauer der Weimarer Republik nicht zu einer wechselseitigen Verständigung zwischen Traditionalisten und Reformern führten. In ihrem abschließenden Ausblick auf die Kontinuitäten des Weimarer Reichsreformdenkens nach 1945 sieht sie ansprechend Zeitgeschichte als Geschichte, die ihren Ausgang noch nicht kennt.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler