James, Harold, Krupp. Deutsche Legende und globales Unternehmen, aus dem Englischen von Siber, Karl-Heinz. Beck, München 2011. 344 S., 134 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Bedford in Großbritannien 1956 geborene, in Cambridge ausgebildete und in Princeton tätige Historiker hat sich seit vielen Jahren intensiv mit der europäischen und deutschen Wirtschaftsgeschichte befasst. Aus diesen Bereichen hat er seit 1985 eine ganze Reihe wichtiger Veröffentlichungen vorgelegt. Sie betreffen etwa die Reichsbank, die Weltwirtschaftskrise, die deutsche Einheit, die Wiedergeburt des Nationalstaats, die Mark, die Verbandspolitik im Nationalsozialismus, die Deutsche Bank, die neue Wirtschaftskrise, die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert oder Familienunternehmen in Europa, so dass seine Zuwendung zu Krupp ein sehr folgerichtiges Ergebnis seiner bisherigen Forschungen ist.

 

Gegliedert ist seine einnehmend geschriebene Untersuchung in insgesamt acht Abschnitte, in denen der Verfasser im Grunde jeweils eine Generation mit einem einzigen Schlagwort verbindet. Nach einer Nation und Namen verknüpfenden Einleitung stehen der Gründer Friedrich Krupp für Wagnis, Alfred Krupp für Stahl, Friedrich Alfred Krupp für Wissenschaft, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (I) für Diplomatie, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (II) für Tradition sowie Gustav und Alfried Krupp von Bohlen und Halbach für fragwürdige Macht. Unter Alfried Krupp von Bohlen und Halbach und Berthold Beitz erfolgt schließlich die Öffnung zur Welt.

 

Sorgfältig und detailliert beschreibt der Verfasser dabei die Entwicklung aus kleinsten, am Stammhaus eindrucksvoll veranschaulichten Anfängen zu Blüte und Krise eines weltweit bedeutenden deutschen Industrieunternehmens. Dabei verknüpft er am Ende die Wurzeln der deutschen Industriekultur anregend mit der vielleicht doch nicht ganz freiwillig aufgegriffenen Stiftungsidee. Ingesamt gelingt ihm eine spannende Beschreibung durchaus verwickelter Geschehnisse an Hand der Lebensgestaltung der führenden Angehörigen der bekannten Familie, die durch zahlreiche Abbildungen, verschiedene Anmerkungen und ein Register von (Sultan) Abdul Ramid II. bis zur Zoologischen Forschungsstation (Neapel) vorteilhaft abgerundet wird.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler