Imperialkriege von 1500 bis heute. Strukturen - Akteure - Lernprozesse., hg. v. Bührer, Tanja/Stachelbeck, Christian/Walter, Dierk. Schöningh, Paderborn 2011. X, 524 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Imperialkrieg ist nach der Einleitung Dierk Walters der im Zeichen der europäischen Expansion bzw. des Imperialismus in der Regel von europäischen oder europäisierten  Imperien als Kernmächte(n) des westlichen Weltsystems mit dem Ziel der (Re-)Integration von abhängigen Gebieten an der Peripherie unmittelbar in das jeweilige Imperium und damit mittelbar in das Weltsystem geführte, transkulturelle, asymmetrische, zeiträumlich entgrenzte, irreguläre, totale und enthegte Krieg. Mit ihm befasste sich die 50. internationale Tagung für Militärgeschichte, die das militärgeschichtliche Forschungsamt (Potsdam) in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Militärgeschichte e. V., dem deutschen historischen Institut London und dem Hamburger Institut für Sozialforschung vom 29. Juni bis 1. Juli 2009 in Potsdam ausrichtete. Seine 29 Referate übergibt der vorliegende Band der Öffentlichkeit, gegliedert in vier Abteilungen.

 

Nach der Ermittlung von Begriff, Erkenntnisinteresse und Aktualität von Imperialkrieg werden zunächst 7 Abgrenzungen geboten, die China, das Zarenreich, Spanien, Nordamerika, Napoleon und die österreichisch-ungarische Besatzung Montenegros im ersten Weltkrieg als Beispiele verwenden. Der zweite Teil wendet sich dem Charakter der Kriegführung am Muster der brasilianischen Vendée von 1896/1897, der Kriegführung der Herero, der Kriegführung in Deutsch-Ostafrika, des Burenkriegs, der Zwangsumsiedlung auf Kuba, der französischen Umsiedlungspolitik in Algerien und der britischen Pazifikationsversuche in Kurdistan und der North-West Frontier Province zu. Danach beschreibt der dritte Teil als Träger der Kriegsführung etwa Händler, Söldner und Sepoys, Rangers, deutsche Hilfstruppen, die französische Fremdenlegion, das fliegende Kreuzergeschwader der kaiserlich-deutschen Marine und das ostasiatische Expeditionskorps des Deutschen Reiches in China.

 

Fünf Beiträge über Lernen aus Imperialkriegen (Frankreichs, Deutschlands und der Vereinigten Staaten) versuchen punktuell eine positive Bilanz. Insgesamt erweitert der stattliche Band zeitlich wie räumlich den Blickwinkel für die häufigste Konfliktform der Neuzeit. Ein Sachregister hätte diese bis in die Gegenwart wirkenden und prägenden Erscheinungen menschlich-irdischen Handelns noch leichter verwertbar gemacht.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler