Honecker, Erich, Letzte Aufzeichnungen. Mit einem Vorwort von Margot Honecker. edition ost, Berlin 2012. 192 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Wiebelskirchen im Saarland am 25. August 1912 in einer Bergarbeiterfamilie geborene, bereits mit zehn Jahren der kommunistischen Kindergruppe beigetretene Erich Honecker, der während der nationalsozialistischen Herrschaft aus politischen Gründen zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wurde, begründete nach dem zweiten Weltkrieg in der sowjetischen Besatzungszone zusammen mit anderen die Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend, als deren Vorsitzender er von 1946 bis 1955 wirkte. Als Sicherheitssekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Deutschen Einheitspartei trug er zum Bau der Mauer in Berlin im Jahre 1961 maßgeblich bei und stieg 1976 zum Generalsekretär des Zentralkomitees und zum Staatsratsvorsitzenden der Deutschen Demokratischen Republik auf. Am 18. Oktober 1989 wurde er, bereits schwer erkrankt, zum Rücktritt gezwungen.

 

Nach dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland floh er 1991 in die Botschaft Chiles in Moskau, wurde aber von Russland im Sommer 1992 an die Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert und wegen des Verdachts des mehrfchen Totschlags in Untersuchungshaft genommen. Über seine 169 Häftlingstage bis zu seiner auf Grund seiner schweren Erkrankung ermöglichte Ausreise nach Chile führte er sehr persönlich Buch. Die mit „für Margot“ überschriebenen, rund 400 Seiten umfassenden Aufzeichnungen legte seine Ehefrau (lange nach seinem Tode in Santiago de Chile am 29. Mai 1994) im Jahr seines hundertsten Geburtstags der Öffentlichkeit vor.

 

Sie beginnen mit dem 29. Juli 1992 und enden mit dem 3. Januar 1993. Sie sind eine sehr subjektive Verteidigung seines Handelns und seines sozialistischen Regimes und eine dementsprechende Anklage gegen den liberalen, wenn auch wohl keineswegs idealen Rechtsstaat. Gleichwohl verdienen sie in der Meinungsfreiheit die ihnen gebührende Aufmerksamkeit, weil nur die Vielfalt von Stellungnahmen wirklich zeigen kann, wie verschieden Menschen die Welt sehen können.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler