Herrschaftsverdichtung, Staatsbildung, Bürokratisierung. Verfassungs-, Verwaltungs- und Behördengeschichte der frühen Neuzeit, hg. v. Hochedlinger, Michael/Winkelbauer, Thomas (= Veröffentlichungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 57). Oldenbourg, München 2011. 542 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

In der frühen Neuzeit entwickeln sich die spätmittelalterlichen Anfänge des modernen Staates in beeindruckender Art und Weise. In der Geschichtswissenschaft stehen ihrer Erforschung aber kaum mehr Ressourcen zur Verfügung als der quellenärmeren Mediävistik. Von daher ist es nicht überraschend, dass noch viele Forschungslücken bestehen.

 

Zu ihrer Schließung soll vor allem für Österreich ein groß angelegtes internationales Kooperationsprojekt beitragen, das in drei für die Jahre 2011 bis 2013 geplanten Bänden die Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der frühen Neuzeit erhellen soll, da eine die verschiedenen Verwaltungsebenen von der Zentrale bis zum Lokalen sowie die einzelnen Länder und Ländergruppen gleichmäßig einbeziehende Verwaltungsgeschichte für diesen Bereich noch fehlt. Als Auftakt hierfür veranstaltete das Institut für österreichische Geschichtsforschung in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Staatsarchiv im Haus-, Hof- und Staatsarchiv vom 10. bis zum 12. September 2008 eine internationale Tagung über Aufgaben und Zukunftsperspektiven der Verfassungs-, Verwaltungs- und Behördengeschichte der frühen Neuzeit. Deren zwanzig Referate stellt der vorliegende Sammelband in vier Schwerpunkten der Allgemeinheit zur Verfügung.

 

Nach sorgfältigen Überblicken über die Forschungsgeschichte durch Michael Hochedlinger, Wolfgang Neugebauer (Preußen) und Olivier Poncet (Frankreich) befassen sich Christian Neschwara (österreichische Rechtsfakultäten), Rainer Polley (deutsche Archivarausbildung), Margit Ksoll-Marcon (bayerische Archivarsausbildung) und Peter Csendes (Institut für österreichische Geschichtsforschung) mit der Lehre, während Peter Rauscher (kaiserliche Herrschaft 1526-1740), Walter Demel (Reformen im aufgeklärten Absolutismus), Matthias Schnettger (Reichsgeschichte), Karl Härter (gute Policey) und Stefan Brakensiek (Spannungsfeld zwischen Stabsdisziplinierung und Mitunternehmerschaft) klassische und alternative Zugänge der Forschung darstellen. Forschungsstand und Desiderate für die Habsburgermonarchie vertiefen sieben Referate vor allem für die österreichischen Länder, die böhmischen Länder, Ungarn, Italien und Belgien. Am Ende enthält der interessante Band zwar einen Nachweis der Abbildungen, ein Verzeichnis der Siglen und ein Verzeichnis der Autoren und Autorinnen, schließt aber seine vielfältigen Ergebnisse leider nicht durch ein Sachverzeichnis auf.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler