Hergemöller, Bernd-Ulrich/Clarus, Nicolai, Glossar zur Geschichte der mittelalterlichen Stadt. Lang, Frankfurt am Main 2011. 623 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Dass Glossare wichtige Hilfsmittel sind, hat bereits die Antike erkannt. Je vollständiger ein Glossar dabei ist, desto unübersichtlicher und unhandlicher kann es wegen seines Umfangs auch werden. Aus diesem Grund ist der jeweilige Zuschnitt für den Erfolg auch eines historisch-philologischen Unternehmens von erheblicher Bedeutung.

 

Die als Professor bzw. wissenschaftlicher Mitarbeiter für mittelalterliche Geschichte am historischen Seminar der Universität Hamburg tätigen Bearbeiter beschreiben in ihrer kurzen Einleitung zunächst ihr Untersuchungsgebiet als die Stadt des mittelalterlichen Reichsgebiets diesseits der Alpen in seiner größten Ausdehnung etwa nach dem Stand von 1378 zwischen Basel, Friesoythe, Reval und Passau, wobei sie die Stadt aus den engen rechtsgeschichtlichen und verfassungsgeschichtlichen Definitionen der historischen Rechtsschule des 19. und frühen 20. Jahrhunderts befreien und mit den Faktoren der zweckgemäßen  und repräsentativen baulichen Gestaltung und den verschiedenen Zentralitätsfunktionen politischer, ökonomischer, kirchlicher und kultureller Art sowie der differenzierten Sozialstruktur verbinden. Dementsprechend will das Glossar die wichtigsten der Begriffe abbilden, die für die Entwicklung der Stadt seit der karolingisch-ottonischen Zeit von Bedeutung waren. Zu diesem Zweck haben die Bearbeiter etwa 4000 „mitteldeutsche“ und rund 2000 lateinische Wörter aus vielfältigen Vorlagen zusammengestellt.

 

Trotz der in der Einleitung sorgfältig geschilderten Unvollkommenheit der (wohl mehr als 150) Vorlagen will das seit April 2010 auch  unter http://www.glogemis.uni-hamburg.de angebotene Werk eine empfindliche Lücke im lexikalischen Angebot schließen und den Gegenstand sowohl vom „Mitteldeutschen“ wie auch vom Lateinischen her erfassen und durch einen neuhochdeutschen Zentralindex den schnellen Zugriff erleichtern. Dementsprechend beginnt es bei abbeteke und endet bei zwölf, erklärt etwa zutreffend lateinisch civis auch als Dorfbewohner, proloqui als Fürsprech sein und bietet regelmäßig mindestens einen Quellenbeleg. Möge ihm auf seinem Weg zu seinem Ziel der der Mühe der Bearbeiter entsprechende Erfolg beschieden sein, der den bisherigen Hilfsmitteln noch nicht vergönnt war.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler