Haumann, Sebastian, Schade, daß Beton nicht brennt …. Planung, Partizipation und Protest in Philadelphia und Köln 1940-1990 (= Beiträge zur Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung 12). Steiner, Stuttgart 2011. 335 S., 8 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die nach der Magisterarbeit von Irmtraud Götz von Olenhusen ermutigte, von Georg Wagner-Kyora auf die Stadtgeschichte gerichtete, überwiegend im Graduiertenkolleg Topologie der Technik in Darmstadt unter Betreuung durch Dieter Schott entstandene, in Philadelphia erweiterte, im Januar 2010 abgeschlossene Dissertation des Verfassers. Sie betrifft den Konflikt zwischen subjektivem Menschsein und objektiven Möglichkeiten der Technik. Der Mensch darf unendlich stolz auf die Erfindung des Betons sein, obwohl ihn die daraus gefertigten Erzeugnisse zur Verzweiflung bringen können.

 

Gegliedert ist die Untersuchung nach einer kurzen Einleitung über ihr Ziel, die Forschungslage, die theoretische Perspektive der Planungskulturen und das Verhältnis zwischen Philadelphia und Köln in vier Sachkapitel. Zunächst beschreibt der Verfasser die Stadterneuerung und Bürgerbeteiligung in Philadelphia zwischen 1940 und 1967 und geht danach auf das besondere Projekt der Schnellstraßentrasse Crosstown zwischen 1967 und 1974 ein. Danach wechselt er nach Köln, wo er das Verhältnis zwischen Stadterneuerung und Demokratisierung in den Jahren von 1960 bis 1973 unter besonderer Berücksichtigung des Sanierungsprojekts Severinsviertel verfolgt, um anschließend die Auseinandersetzung um das Stollwerck von 1973 bis 1981 vertieft zu behandeln.

 

Zutreffend stellt er dabei in seinem geschickten interkontinentalen Vergleich Stadtplanung und Bürgerhandeln nebeneinander. Allgemein wird für ihr Verhältnis vermutet, dass die technokratische Stadtplanung durch mangelnde Berücksichtigung der Bedürfnisse und Wünsche der Betroffenen den Protest der Bürger verursacht hat. Obwohl dies an vielen Stellen tatsächlich der Fall gewesen sein dürfte, kann der Verfasser doch auch zeigen, dass die Stadtplanung ebenfalls von sich aus allmählich dazu überging, den Betroffenen als Subjekt einzubinden statt ihn nur als Objekt zu verwalten und ihn dadurch zu beherrschen und zu entmündigen, auch wenn diese Einsichten für manchen Sanierungsbereich, wie etwa den Hauptbahnhof Stuttgart, aus heutiger Sicht zu spät kam.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler