Hardach, Gerd, Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag - 1861-2011 - der Spitzenverband der Industrie- und Handelskammern im Wandel der Zeit. DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag, Berlin 2011. 210 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Essen 1941 geborene, nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaft und Sozialwissenschaft in Münster, Paris und Berlin 1969 an der Freien Universität in Berlin mit einer Dissertation über den sozialen Status des Arbeiters in der französischen eisenschaffenden Industrie zwischen 1800 und 1870 promovierte Verfasser wurde 1972 für Sozial-und Wirtschaftsgeschichte an die Universität Marburg berufen. Danach hat er sich (bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2006) beispielsweise mit der Währungspolitik in Deutschland 1924-1931 (1976), Deutschland in der Weltwirtschaft 1870-1970 (1977), den Marianen unter deutscher Herrschaft 1899-1914 (1990), dem Marshall-Plan 1948-1952 (1994), dem Generationenvertrag (2006) oder Hessens Wirtschaft seit 1945 (2007) befasst. Das Thema des vorliegenden Werkes ist die Tätigkeit des Spitzenverbands der Industrie- und Handelskammern in der Wirtschaftspolitik und der Wirtschaft des Untersuchungszeitraums.

 

Ausgangspunkt ist die Gründung des Deutschen Handelstags im Mai 1861 durch Delegierte von 91 Handelskammern, Handels- und Gewerbekammern, kaufmännischen Korporationen und anderen regionalen Wirtschaftsorganisationen aus fast allen Mitglieds(s)taaten des Deutschen Bundes zwecks Einflussnahme auf die aktuellen politischen und wirtschaftspolitischen Entscheidungen. Von hier aus verfolgt der Verfasser das weitere Geschehen in sieben weiteren Kapiteln. Sie führen 1871 zum Industrie- und Handelstag, zu den Gauwirtschaftskammern zwischen 1933 und 1945, zum Neubeginn durch Neugründung der Industrie- und Handelskammern ab 1945, zum neuen Industrie- und Handelstag 1949, zum Schatten der Planwirtschaft und schließlich - nach Herstellung deutscher Einheit - durch Beschluss vom 13. Februar 2011 ab 1. Juli 2001 zum Deutschen Industrie- und Handelskammertag.

 

Sorgfältig betrachtet der Verfasser jeweils den äußeren politischen Rahmen, die damit verbundenen wirtschaftspolitischen Fragen und die daraus gezogenen Folgerungen. Am Ende ordnet er den Spitzenverband als Sprecher der Wirtschaft mit differenzierten Aufgaben ein. Abbildungen, Anmerkungen, ein Anhang mit den Vorsitzenden und Präsidenten, Generalsekretären, geschäftsführenden Präsidialmitgledern und Hauptschschäftsführern sowie ein Verzeichnis der verwerteten Quellen und Literatur runden die sachliche und informative Darstellung angemessen ab.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler