Hahn, Peter-Michael, Friedrich II. von Preußen - Feldherr, Autokrat und Selbstdarsteller (= Urban-Taschenbuch 658). Kohlhammer, Stuttgart 2012. 280 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wer Friedrich II. bei Google eingibt, erhält als erstes nicht den als stupor mundi gerühmten hochmittelalterlichen staufischen Kaiser erklärt, sondern den in Berlin am 24. 1. 1712 geborenen und in Sanssouci am 17. 8. 1786 mit 74 Jahren gestorbenen König von Preußen. Das mag damit zusammenhängen, dass sich 2012 sein Geburtstag zum 300. Male jährte. Jedenfalls beruht hierauf eine ganze Reihe von Neuerscheinungen, darunter auch das vorliegende Taschenbuch.

 

Sein in Mönchengladbach 1951 geborener Verfasser studierte von 1970 bis 1974 Geschichte und Volkswirtschaftslehre in Düsseldorf und Berlin und war von 1975 bis 1980 wissenschaftlicher Assistent Gerd Heinrichs an der pädagogischen Hochschule Berlin und anschließend wissenschaftlicher Assistent bzw. Hochschulassistent an der Freien Universität Berlin, ehe er nach Promotion über Struktur und Funktion des brandenburgischen Adels im 16. Jahrhundert (1979) und Habilitation (1988) 1992 als Professor für Landesgeschichte nach Potsdam berufen wurde. Im Mittelpunkt seines Interesses stehen Hofkultur und Zeichenhaftigkeit innerhalb des obersächsischen Reichskreises.

 

Mit Friedrich II. beschäftigte sich der Verfasser monographisch erstmals in seinem 2007 erschienenen Werk über Friedrich den Großen und die deutsche Nation, in dem Geschichte als politisches Argument erörtert wurde. Das nunmehr vorgelegte Taschenbuch untersucht nach einer das Verhältnis von historischer Persönlichkeit und preußisch-nationalem Mythos aufgreifenden Einleitung nacheinander Stationen und Wendepunkte im öffentlichen Leben (Werden 1712-1740, Ruhm 1740-1756, Defensive 1757-1786), Facetten (Feldherr, Kriegstheoretiker, Bauherr, Sammler, Kunstliebhaber, Schriftsteller und Biograph in eigener Sache) und Nachleben (bei Protestanten und Historikern) und sieht im Ergebnis den preußischen Emporkömmling nicht im Kernbestand nationaler Identität aller Deutschen (als Friedrich den Großen, wie noch 2007), aber auf einem wohl verdienten vorderen Platz der föderal geprägten deutschen Geschichte. Literaturverzeichnis, Anmerkungen und ein Personenverzeichnis von Thomas Abbt bis Christian Wollf, einige Abbildungen und eine Karte runden die ansprechend unterrichtende Darstellung ab.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler