Haberer, Michael, Ohnmacht und Chance. Leonhard von Harrach (1514-1590) und die erbländische Machtelite (= Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 56). Böhlau, Wien 2011. 303 S. 4 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der 1961 geborene Verfasser studierte in Freiburg im Breisgau Geschichte und Literatur. 1999 wurde er dort mit der Dissertation Leonhard (IV.) con Harrach, Amtsträger zwischen Hof und Land promoviert. Die bislang als Mikrofiche-Ausgabe mit 155 Blättern verfügbare Arbeit legt der als freier Schriftsteller tätige Autor nunmehr im Buchdruck an angesehener Stelle vor.

 

Der darin behandelte Leonhard (IV.) von Harrach, der 1534 an der Universität Padua römisches Recht und italienische Lebensart kennen lernte, 1545 eine Ratsstelle im Regiment in Wien erhielt undbereits am Ende des Jahres 1546 in den Hofrat aufstieg, war einer der einflussreichsten Berater des Kaisers des Heiligen römischen Reiches und zugleich Angehöriger einer der wichtigsten landständischen Familien Niederösterreichs. In diesem Rahmen geriet er in die zentrale religionspolitische Auseinandersetzung seiner Zeit. Während die Landstände die Religionsfreiheit förderten, musste Harrach diese Forderung für den Kaiser gegenüber seinen protestantischen Verwandten ablehnen.

 

Diesen Konflikt behandelt der Verfasser in sieben Sachkapiteln, die er mit der Ohnmacht beginnen lässt. Danach behandelt er Aufstieg und Politik, Hof und Land, die erbländische Machtelite, das Verbleiben bei der hergebrachten katholischen Religion und die katholische Konfessionalisierung bis zum Ende der Religionsreformation. Eindringlich schildert er dabei, wie Harrach am Ende persönlich vor der Konfessionalisierung kapitulierte, öffentlich auf den Laienkelch verzichtete und dafür das Goldene Vlies empfing.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler