Gieseke, Jens, Die Stasi. 1945-1990. aktualisierte und ergänzte Sonderausgabe. Sächsische Landeszentrale für politische Bildung/Pantheon, Dresden/München 2011. 361 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Langenhagen 1964 geborene Verfasser schloss sein 1984 in Hannover begonnenes Studium der Geschichte, Politologie und Rechtswissenschaft 1990 mit dem Magister ab und promovierte 2000 an der Universität Potsdam mit einer Dissertation über die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit - Personalstruktur und Lebenswelt 1950-1989/90 zum Dr. phil. Ab 1993 wirkte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Bildung und Forschung des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiensts der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, seit 2008 als Projektleiter der Abteilung Kommunismus und Gesellschaft am Zentrum für zeithistorische Forschung in Potsdam. In dieser Zeit legte er verschiedene weitere Untersuchungen etwa über den Mielke-Konzern (2001), Staatssicherheit und Gesellschaft (2007) sowie als Herausgeber mit Lukasz Kaminski und Lrzysztof Persak über kommunistische Geheimdienste in Osteuropa 1944-1991 vor.

 

Das 2001 unter dem Titel Mielke-Konzern. Die Geschichte der Stasi 1945-1990 veröffentlichte Werk erschien 2006 in einer Neuauflage, die nach dem Vorwort eine Fülle weiterführender Forschung zu beachten hatte. Der Verfasser sah jedoch für eine grundsätzliche Revision keinen Anlass, so dass er Umfang und Chrakter des Werkes erhalten konnte. Seine Ergänzungen betrafen in erster Linie eine stärkere Beleuchtung des historischen Kontexts (Opferbilanz jenseits des Ministeriums für Staatssicherheit, Umgang mit dem gesamtdeutschen Erbe des Nationalsozialismus, Rolle der ehemaligen Deutschen Republik in der internationalen Spionage).

 

Die Neuauflage 2011 sieht das Vorwort im März 2011 in der vorliegenden Überarbeitung des Phaeton-Verlags als vierte Auflage. Sie berücksichtigt vornehmlich neue Entwicklungen in der Forschung zur Rolle der Staatssicherheit, zieht in einem eigenen Kapitel eine Bilanz über das „zweite Leben“ der Staatssicherheit als Gegenstand der Aufarbeitung und der Erinnerungskultur und erweitert die kommentierte Bibliographie um wichtige Neuerscheinungen. Damit ist das informative, jetzt in neun Abschnitte von der Stasi als Geschichte bis zum Erbe gegliederte Werk des sachkundigen Verfassers auf einen aktuellen Stand gebracht.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler