Geschichte Südosteuropas. Vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart., hg. v. Clewing, Konrad/Schmitt, Jens. Pustet, Regensburg 2011. 839 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Europa wird herkömmlich gegliedert in Südeuropa, Westeuropa, Nordeuropa, Osteuropa, Mitteleuropa und Südosteuropa. Da sich in keinem dieser Teile bis zur Gegenwart ein einziger Staat vollkommen durchgesetzt hat, ist die in der Forschung meist verwendete topographische Einteilung vielfach unsicher und umstritten. Zu Südosteuropa werden etwa die Gebiete der Staaten Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Rumänien, Serbien, Slowenien, Türkei (mit Thrakien als europäischem Teil), Ungarn sowie dem tatsächlich selbständigen Transnistrien gerechnet, wozu noch Zypern, die gesamte Türkei und zumindest Teile der Ukraine kommen könnten. Dadurch ergibt sich eine Fläche von fast einer Million Quadratkilometern mit nahezu 100 Millionen Einwohnern.

 

Dieser verhältnismäßig kleingliederige Bereich stand am ehesten unter Römern und Osmanen unter einer einigermaßen einheitlichen Herrschaft. Seit dem 19. Jahrhundert hat er sich als eher instabil erwiesen. Von daher ist ein historischer Überblick über die Geschichte seit dem frühen Mittelalter sehr willkommen.

 

Da nach überzeugender Annahme der zwölf Staaten zu Südosteuropa zählenden Herausgeber eine umfassende Darstellung von einem einzelnen Verfasser nicht wirklich sachgerecht geleistet werden kann, haben sie sich in der Zusammenarbeit des Südost-Instituts in Regensburg und des Instituts für osteuropäische Geschichte für einen Sammelband entschieden, an dem sich 14 Historiker beteiligt haben. Querschnitte zu 900, 1200, 1500, 1800 und 1900 sowie demographische, wirtschaftliche, religiöse, rechtliche und kulturelle Längsschnitte erleichtern die Übersicht über die chronologisch geordneten Kapitel, Karten veranschaulichen die faktenreichen Texte benutzerfreundlich, so dass das Werk neben dem Lexikon zur Geschichte Südosteuropas (hg. v. Hösch, Edgar u. a., 2004) eine vorzügliche Grundlage für Lehre und Forschung bieten kann.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler