Furrer, Daniel, Soldatenleben. Napoleons Russlandfeldzug 1812. Schöningh, Paderborn 2012. 326 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der 1962 geborene, in Beromünster bei Luzern aufgewachsene Verfasser wirkte nach dem Studium der Geschichte als Gymnasiallehrer und Lehrbuchautor. Promoviert wurde er auf Grund einer biographischen Untersuchung über den Arzt und Philosophen Ignaz Paul Vital (1780-1866). Sein durch ein Zweitstudium der Umweltlehre dokumentiertes besonderes Verhältnis zum menschlichen Alltagsleben zeigt sich etwa in seiner Kulturgeschichte des stillen Örtchens und in seiner Kulturgeschichte des Trinkens und Betrinkens.

 

Den Ausgangspunkt für das vorliegende, an ein breiteres Publikum gerichtete Werk über den von Napoleon am 24. Juni 1812 begonnenen Feldzug nach Russland waren nach dem Vorwort weitgehend unbekannte Zeugnisse Schweizer Teilnehmer, die ihm wegen ihrer erstaunlichen Qualität ins Auge stachen. Bei der weiteren Bearbeitung konnte er auch deutsche, französische und englische Quellen einbeziehen, ohne dass wegen der fehlenden Übersicht über alle Augenzeugenberichte Vollständigkeit möglich gewesen wäre. Hauptanliegen ist es, 200 Jahre nach dem Feldzug das Leben der beteiligten Soldaten darzustellen.

 

Dazu bildet der Verfasser nach einem chronologischen Überblick 13 Kapitel. Sie betreffen als dramatis personae (etwa 30) Franzosen, Schweizer, Deutsche und Beobachter, Napoleon, die Koalitionskriege, die von 20 Nationen gestellte Armee, den Krieg als Fortsetzung der Politik, (als Kern) das Soldatenleben und Soldatenleiden, die bedeutenden Geschehensorte Borodino, Moskau, Beresina und Wilna und die Rückkehr, an die das Leiden der Zivilbevölkerung, die Kriegsamazone(n), eine Rückbesinnung und ein Epilog über den Wert der Erinnerung angeschlossen sind. Durch die anschauliche, vielfach zitierende Schilderung der vielen Einzelheiten der Katastrophe, in der von 675000 ausziehenden Männern 580000 umkamen, gefangen wurden oder davonliefen, so dass am Ende nur etwa 80000 zurückkehrten, und die beigefügten Abbildungen werden die seinerzeitigen dramatischen Geschehnisse von weltgeschichtlicher Bedeutung jedem interessierten Leser eindringlich vor Augen geführt.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler