Fuld, Werner, Das Buch der verbotenen Bücher. Universalgeschichte des Verfolgten und Verfemten von der Antike bis heute. Galiani Verlag, Berlin 2012. 368 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Mit der Erfindung der Schrift und damit auch der Handschrift oder des Buches ergab sich für den Verwender die Möglichkeit Gedanken festzuhalten und zu verobjektivieren. Was für am ehesten einen Vorteil darstellte, konnte aber anderen zum Nachteil gereichen. Deswegen ist der Erfindung des Textes wohl wenig später bereits das Bestreben seiner Vernichtung gefolgt und seit dieser Zeit auch trotz aller behaupteter oder wirklicher Meinungsfreiheit niemals mehr völlig verschwunden.

 

Mit dieser interessanten und auch wichtigen Frage befasst sich das vorliegende Werk des in Heidelberg 1947 geborenen, von 1980 bis 1994 vor allem als Literaturkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung tätigen Verfassers. Er verfasste Biographien Walter Benjamins und Wilhelm Raabes, gab Schriften und Briefe Karl August Varnhagens von Ense heraus und erarbeitete Lexika der Fälschungen und der letzten Worte. Seiner Tätigkeit als freier Schriftsteller ist auch die beeindruckende Übersicht über die verbotenen Bücher zu verdanken.

 

In ihr beschreibt er etwa den Kampf der katholischen Kirche gegen die (ihren Gläubigen und) ihr gefährlich erscheinenden Bücher, dem die Jesuiten, Luther und Calvin nur wenig nachstehen. Besondere Aufmerksamkeit haben auch die nationalsozialistischen Bücherverbrennungen hervorgerufen. Im Ergebnis zeigt der umfangreiche Überblick aber auch, dass den Verfolgern der Bücher wohl kaum die vollständige Vernichtung der in ihnen enthaltenen Idee gelang, weil einmal verbreitetes Wissen so dauerhaft ist, dass wohl in allen bekannten Fällen der Vernichtungsversuche mindestens ein Exemplar den Zerstörungsversuch überstand.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler