Friedrich der Große in Europa. Geschichte einer wechselvollen Beziehung, 2 Bände, hg. v. Sösemann, Bernd/Vogt-Spira, Gregor. Steiner, Stuttgart 2012. XXV, 477, VII. 551 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Friedrich der Große wurde in Berlin am 24. Januar 1712 geboren, so dass sich seine Geburt 2012 zum 300. Male jährt. Nach dem Vorwort der Herausgeber entstand in der Villa Vigoni am Comer See im Frühsommer 2008 die Idee, das Leben und Wirken des bedeutendsten Monarchen des 18. Jahrhunderts konsequent aus europäischer Perspektive zu erfassen. Diese Zielsetzung erweckte zum angekündigten Ende  ihrer Verwirklichung umgehend das Interesse eines sachkundigen Rezensenten, muss sich aber mangels eines lieferbaren Rezensionsexemplars mit wenigen Worten des Herausgebers bescheiden.

 

Gegliedert ist das ziemlich zeitgerecht gelungene Vorhaben nach einer Einführung Bernd Sösemanns über friderizianische Ambiguitäten auf europäischer Bühne und Hinweisen zur formalen Gestaltung und zum Abbildungskonzept in sechs Kapitel. Das erste Kapitel stellt die Frage, wie man König wird und beantwortet sie mit Prägungen und Selbstentwürfen in elf Beiträgen. Das zweite Kapitel befasst sich mit Kultur und Öffentlichkeit und erfasst in seinen zwölf Beiträgen beispielsweise Pressefreiheit und Zensur, Herrschaft in den Medien, Flugpublizistik, Musik, Architektur, die Akademie der Wissenschaften, Sammlungen und Kabinette, den schwierigen Umgang mit dem eigenen Bildnis, die politische Ikonographie der Dynastien oder den Stilwandel des diplomatischen Zeremoniells.

 

Das dritte Kapitel behandelt den wirtschaftlichen Wandel und die institutionelle Erneuerung auf der Grundlage einer merkantilistischen Wirtschaftspolitik, das vierte Kapitel Gesellschaft und Recht (Monika Wienfort, Gesetzbücher, Justizreformen und der Müller-Arnold-Fall), das fünfte Kapitel Krieg und Frieden und das sechste Kapitel Wahrnehmungen und Instrumentalisierungen. Der Anhang bietet statistische Daten, Orientierungen über Daten und Ereignisse, Quellen und Darstellungen sowie Verzeichnisse und Übersichten einschließlich einer umfangreichen Spezialbibliographie Bernd Sösemanns und eines Personenregisters, so dass das mit zahlreichen Abbildungen versehene, umfangreiche Sammelwerk, das auf seinen Umschlagseiten die äußere Entwicklung Friedrichs des Großen widerspiegelt, zwar nicht ohne Weiteres als Geschichte einer wechselvollen Beziehung zu verstehen ist, aber doch jedem Interessierten eine Fundgrube zahlreicher preußisch-europäischer Einzeleinsichten sein kann.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler