Freund-Feind-Denken. Carl Schmitts Kategorie des Politischen, hg. v. Voigt, Rüdiger (= Staatsdiskurse 15). Steiner, Stuttgart 2011. 231 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wie der in Flensburg 1941 geborene, in Kiel und Tübingen von 1965 bis 1968 in Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre ausgebildete, 1973 mit einer von Georg Christoph von Unruh betreuten Dissertation über den Finanzausgleich zwischen Staat und Gemeinden promovierte, über Tätigkeiten an der Gesamthochschule Siegen, der Freien Universität Berlin und der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin 1990 auf den Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaft der Universität der Bundeswehr München berufene und dort bis zu seinem Ruhestand im Juli 2007 wirkende Herausgeber in seinem kurzen Vorwort erneut aufgreift, hat Carl Schmitt 1932 in seiner Schrift Der Begriff des Politischen die besondere Bedeutung des Freund-Feind-Gegensatzes hervorgehoben. Daran knüpft der Herausgeber die Fragen, ob der Gegensatz überwindbar ist und er außerhalb des Politischen behandelt werden muss. Sie sind Gegenstand des Sammelbands.

 

Vertiefend geht der Herausgeber anschließend selbst in seiner einführenden Einleitung auf das Freund-Feind-Denken in der Welt des 21. Jahrhunderts ein. Daran schließen sich neun Beiträge an. Sie gliedern sich in die fünf Teile Freund-Feind-Theorie, Carl Schmitts Kategorie des Politischen, Carl-Schmitts Freund-Feind-Konzept, Freund-Feind-Denken und innere Freiheit sowie Freund-Feind-Denken im internationalen Diskurs.

 

Dabei geht beispielsweise Pier Paolo Portinaro besonders auf die Genealogie und historische Diagnostik der Freund-Feind-Theorie ein oder untersucht Pedro Hermilio Villas Bôas Castelo Branco  Schmitts Auslegung der Staatslehre Hobbes‘. Peter Schröder sieht Piraten, Partisanen und Terroristen als Feind hors la loi und Harald Bergbauer fragt, ob mit the West and the Rest Samuel P. Huntington und Roger Scruton eine Neuauflage oder eine Metamorphise des Freund-Feind-Denkens vornehmen. Auch wenn die eingangs gestellten Fragen nicht einfach gelöst werden können, versammelt das Werk doch vielfältige Vorschläge hierfür, die freilich in einem Register dem Leser noch benutzerfreundlich aufgeschlossen hätten werden können.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler