Einheit und Vielfalt in der Rechtsgeschichte im Ostseeraum - Unity and Plurality in the Legal History of the Baltic Sea Area. Sechster Rechtshistorikertag im Ostseeraum 3.-5. Juni 2010 Tartu (Estland)/Riga (Lettland) - 6th Conference  in Legal History in the Baltic Sea Area, 3rd-5th June 1010 Tartu (Estonia)/Riga (Latvia), hg. v. Luts-Sootak, Marju/Osipova, Sanita/Schäfer, Frank L. (= Rechtshistorische Reihe 428). Lang, Frankfurt am Main 2011. X, 296 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wasser trennt Länder und verbindet sie doch seit Erfindung der Seefahrt durch den Menschen zugleich. Aus dieser Erkenntnis ist Recht des Ostseeraums bereits im Mittelalter eine vielfältige, aber auch übergreifende Erscheinung. Diese Einsicht griffen Rechtshistoriker der Anrainerstaaten spätestens im Jahre 2000 erneut dadurch auf, dass sie zu einem eigenen Rechtshistorikertag für den Ostseeraum einluden, der im Frühjahr 2000 im Kulturzentrum des Landes Schleswig-Holstein in Salzau unter der Leitung Kjell Ǻ. Modéers zum ersten Mal und 2010 unter Förderung durch den deutsch-baltischen Hochschulkontor und die estnische Wissenschaftsstiftung in Tartu/Estland und Riga/Lettland zum sechsten Mal stattfand.

 

Der daraus erwachsene vorliegende Band vereint insgesamt 21 Studien in grundsätzlich alphabetischer Reihenfolge der Familiennamen. Sie beginnen mit einer Untersuchung der kirchlichen Gesetzgebung in Estland und Livland zwischen 1686 und 1836 durch Andres Andresen und enden mit einem Vergleich der nordischen Einheit und der nordischen Höchstgerichte durch Ditlev Tamm, dem noch ein kurzer Nachruf auf Päivi Paasto (1958-2009) aus der Feder Marju Luts-Sootak angeschlossen ist. Auf ihre Vielfalt kann an dieser Stelle nur in einer kurzen subjektiven Auswahl hingewiesen werden.

 

So betrachtet etwa Lars Björne schwedisches und finnisches Recht nach 1809 unter dem Gesichtspunkt eines langen Abschieds, während Thomas Hoffmann das livische Recht in der späteren polnischen Herrschaft untersucht. Frank L. Schäfer widmet sich dem Kieler Humanisten Andreas Wilhelm Cramer (1760-1833), Werner Schubert der Geschichte des Notariats in Schleswig-Holstein, Lübeck, Mecklenburg und Neuvorpommern. Insgesamt entsteht auf diese Weise ein buntes Bild lebhafter Forschung über Gerichtsordnungen, Mesalliancen, Kollegialität, Rechtsanwendung, Rechtszeitschriften, internationale Einflüsse, Rechtssprache, Rechtsquellen, Privatrecht, Strafrecht, Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht und Verfahrensrecht, das auf weitere erfolgreiche Zusammenarbeit in Einheit und Vielfalt zwischen Tartu, Turku, Krakau, Wismar, Riga, Nowgorod, Sankt Petersburg, Kiel und Kopenhagen sowie zusätzlichen wissenschaftlichen Stätten rund um die Ostsee hoffen lässt.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler