Die vergessene Revolution von 1918/19, hg. v. Gallus, Alexander. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010. 248 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Unter dem Namen des Verfassers wird in der Deutschen Nationalbibliothek eine Dissertation der Jahre 1989/1999 (!) an der Technischen Universität Chemnitz mit dem Titel Nationalneutralismus im Westen Deutschlands von 1945 bis zur Wiedervereinigung 1990 angezeigt. Das vorliegende, mit einer Verteidigungsstellung der Regierungstruppen (auf dem Brandenburger Tor?) geschmückte Taschenbuch weist den Herausgeber als Juniorprofessor für Zeitgeschichte an der Universität Rostock aus. Wikipedia beschreibt ihn als in Berlin 1972 geborenen Historiker, der nach dem Studium von Geschichte und Politikwissenschaft in Berlin und Oxford in Chemnitz promovierte und in Rostock seit 2006 wirkt.

 

Man wird ihm darin zustimmen müssen und können, dass die Revolution von 1918/19 in der öffentlichen Aufmerksamkeit nicht im Vordergrund steht. Das hängt mit ihren Gründen und ihren Wirkungen zusammen. Sie erwuchs vor allem ausr militärischen Niederlagen und nicht aus gesellschaftlichen Idealen, verdient aber gleichwohl die detaillierte, sorgfältige Untersuchung.

 

Um sie bemühen sich nach der kurzen Einleitung des Herausgebers neun einzelne Beiträge. Sie betreffen die Deutung, ein Erklärungsangebot, das Volk, das Stimmrecht, die Dolchstoßlegende, linke Sozialwissenschaftler am Kieler Institut für Weltwirtschaft, die KPD, die Zeit zwischen Krieg und Nachkrieg sowie die Historisierung. Auch wenn dadurch kein völlig neues Gesamtbild geschaffen wird, werden doch einzelne aktuelle Forschungstendenzen erfasst, Perspektiven ermittelt und geschichtliche Gegebenheiten eines bedeutsamen Geschehens neu ausgemessen, womit hoffentlich das vom Herausgeber angestrebte Ziel leichter erreicht wird als bisher.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler