Die Matrikel der Universität Wien, hg. v. Mühlberger, Kurt, bearb. v. Denk, Ulrike/Knieling, Nina/Maisel, Thomas/Steindl, Astrid (= Publikationen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, 6. Reihe Quellen zur Geschichte der Universität Wien, 1. Abteilung, Band 7 1715/16-1745/46). Oldenbourg/Böhlau, München/Wien 2011. XXXIX, 500 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Am 12. März 1365 erhält Wien vielleicht rund 250 Jahre nach Beginn eines Unterrichts im antiken römischen Recht in Italien eine zwischen Hofburg und Schottenstift angesiedelte Universität, an der aber das Studium  des römischen Rechts eigentlich erst am Ende des 15. Jahrhunderts möglich wird. Die1377 einsetzende Matrikel der damit (nach Prag) ältesten deutschen Universität wird verdienstvollerweise seit dem Jahre 1954, in dem der Text der Original-Codices 1 und 2 der Allgemeinheit in einem ersten, die (83) Jahre von 1377 bis 1450 einschließenden Band gedruckt zugänglich gemacht wurde, in einem Langzeitvorgang veröffentlicht. Band 2 umfasst die  (67) Jahre 1451-1518/I, Band 3 die  /61) Jahre 1518/II-1579/I, Band 4 die (79) Jahre 1579/II-1658/1659, Band 5 die (30) Jahre 1659/1660-1688/1689, Band 6 die (25) Jahre 1689/1690-1714/1715 (nicht -174/15!) und der vorliegende Band 7 die (31) Jahre 1715/1716-1745/1746 des 365 Folien aufweisenden Originalbands 9 der Hauptmatrikel (Universitätsarchiv Wien Cod. M 9).

 

Nach der klaren und kurzen Einleitung des großformatigen Werkes amtierten in dieser Zeit in einem festen Turnus der vier Fakultäten 31 Rektoren, welche die Universitätsbesucher an Hand laufender Aufzeichnungen grundsätzlich nach Ablauf der meist am 30. November des jeweiligen Jahres endenden Amtszeit (erstmals) geordnet nach Familiennamen eintrugen bzw. durch anonym gebliebene Kanzleischreiber eintragen ließen. In der einschlägigen Zeit wurden 6764 Studierende eingetragen, woraus sich ein Durchschnitt von jährlich 218 Immatrikulierten errechnen lässt, von denen 4260 (68 Prozent) als Schüler erkennbar sind und 2015 (32 Prozent) als Fakultätsstudenten. Von ihnen sind 217 Theologen, 128 Juristen und 17 Mediziner,  woraus die Bearbeiter eine Bestätigung der zeitgenössischen Kritik entnehmen, dass die Universität Wien in diesen Jahren im Bereich der juristischen und medizinischen Studien gleichsam im Schlafe gelegen habe.

 

Der Adelsanteil der Immatrikulierten beträgt 26,5 Prozent(zu 80 Prozent Schüler). Herkunftsort ist in 49,3 Prozent bzw. 57,3 der dazu aussagekräftigen 5168 Eintragungen Wien, in 57,3 Prozent bzw. 74,9 Prozent Österreich einschließlich Wiens, wobei die österreichischen Alpenländer (338), Ungarn (283), Böhmen und Mähren /166) sowie Bayern, Schwaben und Franken (156) nur mit großem Abstand folgen. Von den 178 Professoreneinträgen des durch umfangreiche Register vorbildlich erschlossenen wichtigen Bandes  betreffen vier die juridische Fakultät (Anton Ghioni, Adam Joseph Greneck, Joseph Holder und Dr. Joseph Anton Sattler).

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler