Die Ahnenprobe in der Vormoderne. Selektion - Initiation - Repräsentation, hg. v. Harding, Elizabeth/Hecht, Michael (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme - Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496, Band 37). Rhema, Münster 2011. 434 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Ahnenprobe ist der Nachweis der Herkunft eines Menschen durch den Nachweis seiner Ahnen oder Vorfahren. Der Nachweis von Verwandtschaft war wohl grundsätzlich seit der Entwicklung von individuell zugeordnetem Gut und dem daraus folgenden Erbrecht von Bedeutung, erlangte größeres Gewicht aber erst dann, als eine bestimmte Herkunft zu einer Zugangsvoraussetzung für erstrebenswerte Stellungen gemacht wurde. Dies war beispielsweise seit dem 12. Jahrhundert hinsichtlich der Teilnahme an ritterlichen Turnieren der Fall, die unter Anderem vom Nachweis der Abstammung von vier ritterbürtigen Ahnen abhängig gemacht wurde.
Der vorliegende Sammelband beruht auf einer im November 2009 vom Sonderforschungsbereich 496 in Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität Münster abgehaltenen Tagung über das Denkmuster Ahnenprobe als Leitidee der Ständegesellschaft. Allerdings musste in der Veröffentlichung auf Beiträge über hochadlige Ahnenproben, über Ahnenproben in der frühneuzeitlichen Stadt und über das Hildesheimer Aufschwörbuch verzichtet werden. Andererseits konnte durch die Aufnahme zusätzlicher Studien die internationale Dimension des Phänomens verstärkt werden.
Insgesamt enthält das Werk nach einem kurzen Vorwort und einer einleitenden Einführung der Herausgeber 15 Abhandlungen, die in fünf Gruppen eingeteilt sind. Sie betreffen die Ahnenprobe als Repräsentation von Verwandtschaft, die Ahnenprobe in Städten, Domkapiteln und Damenstiften im alten Reich, die Ahnenprobe in Ritterschaften im alten Reich, die Ahnenprobe am (anschein3end nicht dem alten Reich zugerechneten) Wiener Hof und in habsburgischen Territorien sowie in internationaler Perspektive in Malta, Versailles, Straßburg sowie in Hispanoamerika. Summaries und Verzeichnisse runden den elegant ausgestalteten, mit Abbildungen bereicherten Band vorteilhaft ab.
Innsbruck Gerhard Köbler