Die Admonitio generalis Karls des Großen, hg. v. Mordek, Hubert/Zechiel-Eckes, Klaus/Glatthaar, Michael (= Monumenta Fontes iuris Germanici antiqui in usum scholarum separatim editi 16). Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannnover 2012. VIII, 276 S., 9 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Im Jahre 784 oder 785 sandte der König Karl der Franken an Abt Baugulf von Fulda eine Epistel de litteris colendis als erstes erhaltenes Zeichen seiner Bemühungen um die Pflege der Bildung in seinem Reich. 789 führte er dieses Anliegen in einem ausführlichen Schreiben an alle Träger kirchlicher Würde und weltlicher Macht fort. Diese allgemeine Ermahnung ist eines der bekanntesten fränkischen Kapitularien überhaupt.

 

Die vorliegende Einzelausgabe dieses bedeutenden karolingischen Textes geht darauf zurück, dass Hubert Mordek 1979 bald nach seiner Berufung nach Freiburg im Breisgau das umfassende Vorhaben einer Neuausgabe aller Kapitularien als Ersatz der veralteten Ausgabe durch Alfred Boretius und Victor Krause (1883-1887) übernahm, 1995 auch auf mehr als tausend Seiten eine beeindruckende Darstellung der von ihm erfassten Überlieferung bot, infolge einer schweren Erkrankung bei seinem Tod am 17. März 2006 aber nur eine nicht unmittelbar druckreife Fülle von Materialien, Entwürfen und Teilmanuskripten hinterließ. Um wenigstens eine Teilfrucht dieser Anstrengungen der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, entstand in diesr Lage der Plan, die im Text bereits 1989 konstituierte Admonitio generalis durch Mordeks Schüler Klaus Zechiel-Eckes und Michael Gtatthaar separat edieren zu lassen. Dies ist trotz des unerwarteten Todes des 2004 nach Köln berufenen Klaus Zechiel-Eckes  (23. Februar 2010) erfreulicherweise in einem gediegenen Werk gelungen.

 

Der letztlich durch Michael Glatthaar verwirklichten Edition geht eine umfangreiche Einleitung voraus, die das historische Umfeld, den von Boretius geschaffenen Namen, die Datierung (betrieben als legationis edictum in der Aachener Königspfalz während des Jahres 789, ausgestellt in Form einer carta am 23. März), Form und Aufbau (Vorwort, erster Hauptteil, Zwischenwort, zweiter Hauptteil, Schlusswort), den Anteil Alkuins, die Handschriften, die Überlieferungsgeschichte und Klassifizierung der handschriftlichen Tradition mit sieben unabhängigen Traditionssträngen des ausgehenden achten Jahrhunderts, die Anwendung unter Karl dem Großen, die Editionen, die Textgestaltung und Zählung der 80 Kapitel und das Kapitelverzeichnis in W behandelt. Umfangreiche Verzeichnisse der Abkürzungen, Quellen und Literatur sowie der Handschriftensiglen und Register der (mindestens 36) Handschriften und Quellen sowie der bedeutsamen Wörter von abbas bis vox (ohne ius) schließen das Werk sehr hilfreich auf, neun Abbildungen veranschaulichen die interessantesten Handschriften. Insgesamt ist damit ein zentraler frühmittelalterlicher, schätzungsweise 5000 Wörter umfassender Text mit aktueller Übersetzung in vorzüglicher Weise allen Interessierten präsentiert und damit ein Muster geliefert, wie eine gesamte neue Edition der fränkischen Kapitularien aussehen könnte.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler