Deutschland und Polen in der europäischen Rechtsgemeinschaft, hg. v. Bar, Christian von/Wudarski, Arkadiusz unter Mitarbeit von Badowski, Mateusz. Sellier, München 2012. 791 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Seit mehr als tausend Jahren leben die aus den Germanen erwachsenen Deutschen und die den Slawen zugehörigen Polen in Mitteleuropa als Nachbarn nebeneinander. In dieser langen Zeit war ihr Verhältnis zueinander wohl hauptsächlich durch Ablehnung und Machtausübung bestimmt. Erst seit kurzer Zeit sind beide Staaten grundsätzlich gleichberechtigte Mitglieder des umfassenden Staatenverbunds der Europäischen Union.

 

Als konkrete Auswirkung dieser neuen Zusammengehörigkeit veranstalteten das European Legal Studies Institute der Universität Osnabrück und die Forschungsgruppe für europäisches Privatrecht der Universität Częstochiwa (Tschenstochau in Schlesien) vom 9. bis 11. September 2010 in Osnabrück eine Juristentagung mit mehr als 120 Teilnehmern, der ein Forum für Nachwuchswissenschaftler vorausging. Der vorliegende Sammelband stellt 35 dortige Beiträge der Öffentlichkeit zur Verfügung. Sie betreffen in sieben Abschnitten grundsätzlich alle Gebiete des allgemeinen Privatrechts.

 

Das europäische Privatrecht eröffnet beispielsweise der deutsche Herausgeber mit einer kurzen und klaren Studie über eine neue Vertragsrechtsordnung für Europa, der Wojciech Dajczak The Polish way to a unified law of contract (als) local curiosity or contribution to the European debate today? zur Seite stellt. Dem folgen Untersuchungen über deutsches und polnisches Vertragsrecht (z. B. allgemeine Geschäftsbedingungen), außervertragliches Haftungsrecht, Kreditsicherheiten, Familienrecht (z. B. Ehescheidungsfolgenrecht), Erbrecht und Rechtsfortbildung und Verfahren bis zu Grzegorz Paneks Adversial process in Continental European and Anglo-American law of civil procedure and the commercial transnational context. Möge das Recht in Deutschland und Polen mittels vieler solcher und anderer Studien der Mitglieder der Europäischen Union und anderer Wettbewerber auf dem internationalen Rechtsmarkt zu optimaler Güte im Sinne einer allen gemeinsam verfügbaren und angenommenen Richtigkeit führen.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler