Crowley, Roger, Venedig erobert die Welt. Die Dogen-Republik zwischen Macht und Intrige, aus dem Englischen übersetzt v. Freundl, Hans/Schlatterer, Heike. Theiss, Stuttgart 2011. 356 S., 1 Karte. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der 1951 als Kind einer Seefahrerfamilie geborene Verfasser erlebte in frühen Jahren den Mittelmeerraum sehr intensiv, studierte danach aber Englisch an der Universität Cambridge. In der Folge pendelte er trotz eines festen Ausgangspunkts in den Cotswolds zwischen beiden Räumen immer wieder hin und her. 2005 legte er einen Roman über die Eroberung Byzanzs durch die Türken vor, 2008 ein Werk über den entscheidenden Kampf um das Mittelmeer.

 

Venedig lag dementsprechend in seinem selbverständlichen Interessenbereich. War es doch aus wohl schon römischen Anfängen bis 1338 zu einer der wichtigsten Städte Europas mit mehr als 100000 Einwohnern angewachsen und hatte auf dem Festland ein bedeutendes Herrschaftsgebiet erlangt, wenn auch die Eroberung Byzanzs durch die Türken, die Entdeckung Westindiens und die Eröffnung des Seewegs nach Indien seine Bedeutung seit etwa 1500 mehr und mehr verminderten. Gleichwohl dauert seine politische Bedeutung im Mittelmeerraum bis weit in die frühe Neuzeit an.

 

Der Verfasser gliedert seine historische Darstellung in drei Teile. Am Beginn steht die Chance für Kaufleute und Kreuzfahrer ab etwa 1000, gefolgt von dem Aufstieg zur Prinzessin der Meere ab etwa 1200, über der freilich ab 1400 der aufgehende Mond den Glanz verdunkelt. Quellenangaben im Anhang, eine Bibliografie der Primärquellen und der modernen Werke sowie ein Register von Adoldo bis Zypern runden das ein breiteres Publikum einladende, die Welt noch aus mittelalterlichem Wissen verstehende Werk sachgerecht ab.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler