Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Das
Weißbuch der Salzburger Kirche über die erfolgreiche Mission in Karantanien und
Pannonien, hg., übersetzt, kommentiert und um die Epistola Theotmari wie um
gesammelte Schriften zum Thema ergänzt v. Wolfram, Herwig, 2. Aufl.
Slovenska akdemija znanosto in umetnosti/Zveza zgodovinskih društev Slovenije,
Ljubljana/Laibach 2012. 419 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
In seinem wiederabgedruckten Vorwort zur
ersten, 1979 veröffentlichten Auflage dieser wichtigen frühmittelalterlichen
Quelle beschreibt der Herausgeber anschaulich, wie es dem damaligen
Studienanfänger im Wintersemester 1954/1955 endlich geglückt war, den
Seminarbetrieb Alphons Lhotskys zu durchschauen und eines der begehrten
Referate zu erhalten. Das Thema lautete: Die Conversio Bagoariorum et
Carantanorum. Sie hat ihn lebenslang fasziniert, so dass er ein
Vierteljahrhundert danach das Werk erstmals und mehr als 55 Jahre später auf
Anregung seines Freundes Peter Štih, Bogo Grafenauers ehemaligen Assistenten
und jetzigen Laibacher Ordinarius für mittelalterliche Geschichte, nochmals in
gründlicher Überarbeitung als Neuauflage veröffentlichte.
Einleuchtender Grund dafür ist, dass die
zweisprachige kritische Edition Fritz Lošeks in den Monumenta Germaniae
Historica von 1997 und die vom Verfasser selbst 1987 und 1995 verfassten
Studien zwar auf der ersten Auflage aufbauen, aber das Thema stark
differenziereun und teilweise in andere
Zusammenhänge stellen, wodurch der Zugang zum Gegenstand für den Anfänger und
interessierten Leser schwieriger und teuerer wurde. Demgegenüber bot eine
Neubearbeitung die Chance der Abhilfe und auch eine Möglichkeit der Korrektur
der nicht so wenigen Fehler und Auslassungen von 1979, sie nunmehr auf S. 48ff.
zusammengestellt sind. Insgesamt will der Bearbeiter die bisherigen Ergebnisse
so verbinden, dass sie den Kommentar von 1979 auf weite Strecken ersetzen.
Hinzukommt die Aktualisierung der Literaturangeben.
Insgesamt bietet die mit einer Abbildung aus
dem Codex 596 der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien geschmückte Werk
in der Einleitung des Bearbeiters Erkenntnisse über den historischen
Hintergrund und Anlass des Werkes, über Intention und Tendenz, über die Quellen
und die gattungsgeschichtliche Einordnung, über die überliefernden
Handschriften, über die Einrichtung des Textes, über Korrekturen und Ergebnisse
und über methodische Überlegungen. Auf den Seiten 57 bis 84 folgen Text und
Übersetzung der Conversio und zusätzlich des Excerptum de Karentanis, auf den
Seiten 85ff. der umfangreiche, wertvolle Kommentar. Angefügt sind die Epistola
Theotmari, (4) gesammelte Schriften, ein Schlusswort, vier Karten und ein
Apparat. Möge sich der im Schlusswort geäußerte Wunsch, dass die gemeinsame,
mehrere Länder Mitteleuropas übergreifende Beschäftigung mit der Conversio zur
europäischen Einigung beitrage, mit Hilfe der lebenslangen Befassung des Autors
mit seinem Kronjuwel in bestmöglicher Weise erfüllen.
Innsbruck Gerhard Köbler