Chou, Po-Feng, Die Entwicklung des Spannungsverhältnisses von Freiheit und Gleichheit im deutschen Zivilrecht seit der französischen Revolution (= Europäische Hochschulschriften 2, 5304). Lang, Frankfurt am Main 2012. 216 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Taipei in Taiwan 1976 geborene Verfasser hat an der National Changchi University Rechtswissenschaft studiert und 1998 den Bachelor of Laws erworben. Obgleich er 2001 infolge der Ablegung des Staatsexamens als Rechtsanwalt zugelassen wurde, hat er sich weiter qualifiziert und 2004 den Master of Laws erlangt. Erfreulicherweise hat er danach seine Kenntnisse und Fähigkeiten auch im europäischen Ausland erweitert und im Wintersemester 2011/2012 eine von Peter Gröschler betreute Dissertation dem Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Mainz vorgelegt.

 

Sie geht davon aus, dass seit der französischen Revolution des Jahres 1789 Freiheit und Gleichheit als wichtigste Prinzipien des Zivilrechts angesehen werden, obwohl sie herkömmlicherweise als bedeutendste Grundrechte eingeordnet werden. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht auf dieser Grundlage die wichtige Frage, wie das Zivilrecht in seiner historischen Entwicklung mit dem Spannungsverhältnis von Freiheit und Gleichheit umgeht. Diese Problematik wird in der Einleitung allgemein angerissen und danach in vier Sachkapiteln vertieft erörtert.

 

Ansprechend geht der Verfasser dabei davon aus, dass die Freiheit im 19. Jahrhundert auf Grund der vorherrschen Strömung des Liberalismus gegenüber der Gleichheit als wichtiger eingestuft wurde, , dass aber die Gleichheit im 20. Jahrhundert als Herausforderung anerkannt wurde. Diesen Ansatz sieht er im unmittelbaren zivilrechtlichen Gleichbehandlungsgebot des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes fortgeführt, so dass er am Ende nach dem Verhältnis von Freiheit und Gleichheit im Zivilrecht im prozeduralen Sinn sucht. Man wird ihm trotz kritischer Gegenstimmen darin beipflichten können, dass die Suche nach einer besseren Lebensform unter Optimierung des Verhältnisses von Freiheit und Gleichheit auch zu einer Verbesserung der rechtlichen Regeln führen kann und wird.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler