Buchna, Kristian, Nationale Sammlung an Rhein und Ruhr. Friedrich Middelhauve und die nordrhein-westfälische FDP 1945-1953 (= Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 101). Oldenbourg, München 2010. 248 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Siegen am 17. November 1896 als Sohn eines Eisenbahners und späteren Oberingenieurs geborene Friedrich Wilhelm Heinrich Middelhauve promovierte nach dem Studium der Literaturgeschichte, Geschichte und Kunstgeschichte in Marburg, Bonn und Münster in Köln 1921 mit einer Dissertation über Adalbert Stifters Bildungsroman Nachsommer und gründete angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse unter Verzicht auf eine Habilitation eine Buchhandlung in Wiesdorf bzw. Leverkusen, an die er ein Jahr später einen Verlag anschloss, in dem er die Werke Heinrich Bölls veröffentlichte. Nach einer Mitgliedschaft in der Deutschen Staatspartei und politischer Enthaltsamkeit während der Herrschaft des Nationalsozialismus gründete er 1945 die Deutsche Aufbaupartei, die rasch in die Freie Demokratische Partei Deutschlands überging. Bald gehörte Middelhauve in rastloser Tätigkeit zu den führenden Köpfen der Partei in Land und Bund.

 

Mit seiner interessanten Laufbahn befasst sich die von Andreas Wirsching angestoßene und betreute Magisterarbeit des von der Studienstiftung des deutschen Volkes geförderten, danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für neuere und neueste Geschichte der Universität Augsburg tätigen Verfassers, der sie zu Recht zum Buch erweiterte. Seine Untersuchung erweckte umgehend das Interesse zweier Rezensenten. Da der Verlag aber keine Rezensionsexemplare liefern konnte, muss der Herausgeber wenigstens mit einigen Worten auf die Arbeit hinweisen.

 

Die in sieben Abschnitte gegliederte Untersuchung setzt nach Vorwort und Einleitung mit den Prägungen der Weimarer Republik (Niedergang des Liberalismus, Middelhauve) ein, betrachtet dann die nordrhein-westfälische Freie Demokratische Partei auf dem Weg zur nationalen Sammlung mit besonderem Augenmerk auf die Praxis, konzentriert sich danach auf den Naumann-Kreis und die nordrhein-westfälische Freie Demokratische Partei, verfolgt den pointierten politischen Kurs Middelhauves und die gegen ihn entstehende innerparteiliche Opposition, prüft sorgfältig und ansprechend die Bedeutung der so genannten Naumann-Affäre für den politischen Kurs und stellt am Ende sowohl Kontinuitäten wie auch Brüche fest. Im Ergebnis scheiterte die rechtsnationale Sammlungsbewegung und Middelhauve zog sich aus der Politik zurück (verstorben in Bad Mergentheim am 14. Juli 1966). Diese Vorgänge werden vom Verfasser unter Einbeziehung der vorhandenen Quellen überzeugend nachgezeichnet, so dass damit ein wichtiger Baustein für die frühe politische Geschichte der Bundesrepublik geschaffen ist.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler