Brettl,
Herbert, Nationalsozialismus im Burgenland. Opfer, Täter, Gegner (=
Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern 2). StudienVerlag,
Innsbruck 2012. 469 S. Besprochen von
Gerhard Köbler.
Das an der
Grenze Österreichs zu Ungarn gelegene Burgenland wurde seit dem 11. Jahrhundert
zunehmend von Deutschen besiedelt. Im Jahre 1919 wurde es trotz Widerstands des
nach vier Jahrhunderten erstmals wieder verselbständigten Ungarn Österreich
zugesprochen, wobei das Gebiet um Ödenburg bzw. Sopron bei Ungarn verblieb. Im
November 1921 wurde das Burgenland von Ungarn besetzt, danach aber kampflos
zurückgegeben, so dass im jüngsten Bundesland der neuen Republik Österreich die
Nationalitätenfrage von besonderer Bedeutung war.
Der in Halbturn 1965 geborene, nach dem Studium der Geschichte und Geographie in Wien als Lehrer in Neusiedl am See und in Mosonmagyaròvár tätige Verfasser ist bereits durch eine ganze Reihe geschichtlicher Werke hervorgetreten. Seit 2002 war er als Mitarbeiter des Projektes Nationalsozialismus und Holocaust tätig. Er ist deshalb als Bearbeiter einer breiten Darstellung des Nationalsozialismus im Burgenlkand bestens ausgewiesen.
Sein gewichtiges Werk gliedert sich in 12 Abschnitte. Sie betreffen das Burgenland zwischen 1918 und 1938, die nationalsozialistische Machtübernahme mit den beiden Seiten der Begeisterung einerseits und der Verfolgung andererseits, die sich auch in Aufbruchsstimmung und neuen Zwängen äußern, die besonderen Aktionsfelder Jugend und Schule, Heimatfront, Zwangsarbeit, Euthanasie, Völkermord an Roma, Sinti, Jüdinenen und Juden, den dagegen entstehenden Widerstand bis zu Kriegsende und Befreiung samt der inzwischen bis zur Gegenwart vergangenen Zeit. 61 Biografien und 275 (276) Abbildungen veranschaulichen den besonders an junge Leserinnen und Leser gerichteten Bericht, den ein umfangreicher Anhang ansprechend aufschließt.
Innsbruck Gerhard Köbler