Bernhardt, Ulrike Ingrid, Geschichte des Weinrechts im Deutschen Kaiserreich (1871-1918). Mit einem Überblick zur Vorgeschichte und Weiterentwicklung bis zur Gegenwart (= Rechtshistorische Reihe 432). Lang, Frankfurt am Main 2012. XXIII, 363 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Jan Schröder betreute, 2011 von der juristischen Fakultät der Universität Tübingen angenommene Dissertation der in Stuttgart 1980 geborenen, nach der juristischen Ausbildung in Baden-Württemberg als Rechtsanwältin tätigen Verfasserin. Sie geht davon aus, dass sich um die Handelsware Wein schon früh erhebliche wirtschaftliche Probleme ergaben, welche auch von rechtlicher Relevanz waren. Sie will mit der geschichtlichen Betrachtung des Weinrechts auch einen neuen Zugang zum aktuellen Weinrecht ermöglichen.

 

Nach einer kurzen Einleitung wendet die Verfasserin sich dem deutschen Weinrecht im Kaiserreich und seiner Vorgeschichte zu und geht dabei im Rahmen des Abschnitts über den Wein als Rechtsmaterie vor 1871 in sehr detaillierter numerischer Gliederung bis auf das Weinrecht im römischen Reich, das Weinrecht in germanischen Stammesrechten und das Weinrecht in der (!) Landgüterordnung zurück. Ziemlich rasch ist sie dennoch nach ihrer Übersicht der folgenden Gliederung und weinrechtlichen Begriffe bei den Sachproblemen beim Wein im deutschen Kaiserreich und Lösungsansätzen. Sachlich unterscheidet sie dabei Strafrecht und Markenrecht, Steuerrecht und Zollrecht sowie Nahrungsmittelrecht.

 

Den Beginn der (modernen) Weinspezialgesetzgebung setzt sie auf das Jahr 1881 fest und betrachtet von dort aus sehr sorgfältig das (Weingesetz von 1892, das) Weingesetz von 1901 und das dritte Weingesetz von 1909. In ihrem anschließenden Überblick über das Weinrecht seit Gründung der Weimarer Republik bis heute geht sie nacheinander auf den Versailler Vertrag, das Weingesetz von 1930, das wenig bedeutsame Weinrecht im Dritten Reich, das Weingesetz von 1971 und schließlich auch die Neuerungen durch die Verordnung Nr. 479/2008 der Europäischen Gemeinschaft mit dem Streit um Saccharose und RTK sowie die Reform von Güteklassen und Weinbezeichnungsrecht ein. Im weiten Rahmen der Wirtschaftsrechtsgeschichte schildert die Verfasserin sachlich ansprechend und sprachlich tastend die verwickelten wirtschaftlichen, technischen, politischen, gesellschaftlichen, rechtlichen und kulturellen Zusammenhänge bezüglich des alkoholischen Genussmittels Wein, womit sie allen Interessierten eine willkommene Handreichung gewährt.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler