Backhaus, Fritz, Mayer Amschel Rothschild. Herder, Freiburg im Breisgau2012. 174 S. Besprochen von Gerhard Köbler. ZIER 2 (2012) 42. IT Nr. 14509 in FAZ besprochen von Gerald Braunberger 2012-09-17 angezeigt

 

Nach dem Evangelium des Lukas sollen Christen zwar Gutes tun und auch Darlehen geben, aber ohne etwas davon zu erhoffen (Lukas 6, 35). Da sich diese Handlungsanleitung im Laufe der Entwicklung des Christentums weitgehend durchsetzte, mit der Geldwirtschaft aber ein großes Bedürfnis nach Darlehen erwuchs, deren Risiken das zinslose Darlehen nicht ausgleichen konnte, traten neue Geldgeber auf den Plan. Deswegen führte das kanonische Zinsverbot im Ergebnis dazu, dass nichtchristliche Juden das Geldgeschäft übernahmen.

 

Zu ihnen zählt auch die Familie Rothschild, die sich im Heiligen römischen Reich seit etwa 1500 (in Frankfurt am Main) urkundlich nachweisen lässt. Sie zählte im 19. Jahrhundert zu den einflussreichsten Bankiers in Europa, die europäische Staaten bei Bedarf mit Finanzen versorgte. Deshalb sind ihre Anfänge im Bankwesen besonders interessant.

 

Der als Direktor des jüdischen Museums in Frankfurt am Main tätige Verfasser hat sich aus diesem Grund mit dem Leben des ersten großen, wohl von 1743/1744 bis 1810 lebenden Rothschild befasst, über dessen Anfänge freilich nur wenig bekannt ist. Mit elf Jahren über Fürth nach Hannover gelangt, wurde er dort rasch lernender Gehilfe Wolf Simon Oppenheims, der nach der Rückkehr nach Frankfurt am Main mit seinem Bruder ein Unternehmen für Münzhandel begründete, dessen erster bedeutender Kunde Erbprinz Wilhelm von Hessen in Hanau wurde. Mit großem Einsatz dehnte er das Geschäft bald auf Antiquitäten, Handel mit Wechseln, Tuchhandel und das eigentliche Bankgeschäft aus, so dass er seinen Erben ein großes Vermögen hinterlassen konnte. Diesen Aufstieg zeichnet der Verfasser sachkundig und einleuchtend auf knappem Raum nach.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler