Auf der gefahrenvollen Straße des öffentlichen Rechts. Briefwechsel Carl Schmitt - Rudolf Smend 1921-1961. Mit ergänzenden Materialien, hg. v. Mehring, Reinhard, 2. Aufl. Duncker & Humblot, Berlin 2012. 208 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Carl Schmitt ist vermutlich der umstrittenste deutsche Rechtslehrer des 20. Jahrhunderts, Rudolf Smend einer der bekanntesten Vertreter des öffentlichen Rechts dieser Zeit. Deswegen verdient ihr Jahrzehnte währender Briefwechsel uneingeschränkte Aufmerksamkeit, zumal wenn er von einem der besten Kenner Carl Schmitts sachverständig herausgegeben ist. Die Edition hat die Erwartungen der Öffentlichkeit offensichtlich durchaus bestätigt, weil binnen kurzer Zeit eine zweite Auflage erforderlich geworden ist.
Der Briefwechsel besteht aus 71 selbständigen Sendungen Schmitts und 44 Briefen Smends (bzw. aus 120 gezählten Nummern). Daneben fehlen nach den Ermittlungen des Herausgebers 24 erwähnte Briefe Briefe, darunter 18 Briefe Smends an Schmitt zwischen 1924 und 1942. Am Beginn bedankt sich Schmitt am 11. Mai 1921 bei dem sehr verehrten Herrn Professor für seine liebenswürdige Güte, ihm während seines kurzen Aufenthalts in München die Ehre seines (nicht näher bekannten, vermutlich vergeblichen) Besuchs zu erweisen, am Ende wünscht Rudolf Smend am 9. Juli 1961 Carl Schmitt bei Gelegenheit eines Geburtstags, dass ihm der steilere Abfall der Lebenskurve noch lange erspart bleiben möge, doch setzt Carl Schmitt danach den Schriftverkehr nicht mehr fort.
Smend (1882-1975) und Schmitt (1888-1985) standen anfangs in engem persönlichem Kontakt, obwohl ihr Naturell doch gravierende Unterschiede aufwies. Sie tauschten zahlreiche Höflichkeiten aus – obgleich Carl Schmitt am 7. Oktober 1930 in sein Tagebuch die Notiz eintrug Abends japanische Theater, traf Smend, endlich fertig mit ihm, widerlicher Eindruck (am Telefon hat er mich belogen), nannte er ihn in der Widmung seines Leviathan-Buchs im Juli 1938 seinen besten Weggenossen auf der gefahrenvollen Straße des öffentlichen Rechts, auf der ihm das Wagnis noch als schön erscheint. Die Ausgabe dieses für das deutsche Staatsrecht bedeutenden, den endlichen Wert der behutsamen Vorsicht gegenüber dem rücksichtslosen Einsatz erweisenden Briefwechsels wird durch eine Reihe kleinerer Dokumente und 20 Abbildungen bereichert und durch ein kurzes Literaturverzeichnis und ein Personenverzeichnis von Karl Adam bis Ernst Zitelmann abgerundet.
Innsbruck Gerhard Köbler