KöblerArbeitskämpfeimzeichender20120806 Nr. 14402 ZIER 02 (2012) 82. IT

 

 

Arbeitskämpfe im Zeichen der Selbstermächtigung. Kollektive Gegenwehr in Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Österreich und Serbien, hg. v. Leder, Anna. Promedia, Wien 2012. 224 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der mit 18 winzigen Bildausschnitten auf dem Umschlag veranschaulichte schmale Band geht von der Ansicht aus, dass weltweit und auch in Europa Unternehmen (wohl durch ihre Leiter) zunehmend aggressiver auftreten. Dies bewirkt auf der Gegenseite keine gleich entschiedene Haltung, weil nach Einschätzung der Verfasser die Gewerkschaften vor den Unternehmern zurückweichen. Als tatsächliche Folge dieses Versagens begannen nach der Einstufung der Autoren in den vergangenen Jahren europaweit wilde Arbeitskämpfe der Betroffenen ohne ihre eigentlichen Interessenvertreter.

 

Diese Erscheinung untersuchen nach einem einführenden Vorwort der Herausgeberin insgesamt fünf Studien. Dabei betrachtet Christian Frings autonome Klassenkämpfe in Deutschland – mit Blick nach Frankreich. Rainer Thomann schildert das Vorgehen der Löwen von Clairoix bei Contintental. Peter Haumer widmet sich der Selbstermächtigung im grundsätzlich friedlichen Österreich zwischen Befriedung und Revolte.

 

Den Arbeiterwiderstand im Land des (neutralen Wohlstands und des) Arbeitsfriedens hat Rainer Thomann im Blick. In das südöstliche Serbien und den dortigen Arbeiterwiderstand und Arbeiterinnenwiderstand gegen die Desindustrialisierung greifen zwei Autoren gemeinsam aus. Insgesamt sind die zwischen 1955 und 1982 geborenen Verfasserinnen und Verfasser kritisch engagiert und behandeln aktuelle wichtige Fragen, die aber in der Regel im Zusammenwirken von gut verdienenden Unternehmern und nicht schlecht vergüteten Gewerkschaftern auf dem Rücken der handlungsschwachen Verbraucher ausgetragen werden, ohne dass Werte zum Schaden der Allgemeinheit gefährdet und vernichtet werden, was voraussichtlich auch die überwiegende Lösung der Zukunft einer vermögenden Menschheit sein wird.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler