Alföldy, Géza, Römische Sozialgeschichte, 4. Aufl. Steiner, Stuttgart 2011. 399 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach dem Vorwort des Verfassers meinten Studenten während der Studentenrevolte um 1968, dass sich selbst ein Historiker des Altertums nicht nur mit politischer Geschichte und dem Glanz der Herrschenden beschäftigen sollte, sondern auch mit dem Aufbau, der Entwicklung und den Konflikten antiker Gesellschaften, die für die Gegenwart ebenfalls Lehren bieten könnten. Dies bewog den zu dieser Zeit an der Universität Bochum lehrenden Verfasser zu Vorlesungen über Sozialgeschichte, wie sie bis dahin unbekannt waren. Die 1975 hieraus entwickelte Darstellung in Buchform stieß auf so großes Interesse, dass sie binnen neuner Jahre drei deutsche Auflagen erfuhr und danach in das Englische, das Spanische, das Italienische, das Griechische, das Polnische, das Ungarische, das Portugiesische und das Französische übertragen wurde.

 

Mit einigem zeitlichen Abstand kann der Verfasser nunmehr sogar eine vierte deutsche Auflage vorlegen, die den ursprünglichen Umfang insbesondere durch den Ausbau der Anmerkungen verdoppelt. Sie kann das erfolgreiche Grundkonzept des Werkes fortführen. Sie will aber dessenungeachtet die vielfältigen neuen Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte einbeziehen, so dass der Verfasser selbst die neue Ausgabe als etwas ganz Anderes als die früheren, jetzt als überholt eingestuften Versionen ansieht.

 

Das wie bisher der Erinnerung an István Hahn und darüber hinaus jetzt auch an Friedrich Vittinghoff sowie Karl Christ gewidmete, in bewährter Weise Quellen mit kritisch durchleuchteten Forschungsergebnissen verbindende Werk gliedert demnach weiter in die frührömische Gesellschaft, den Strukturwandel im 2. Jahrhundert vor Christus, die Krise der Republik und die römische Gesellschaft, die Gesellschaftsordnung der Prinzipatszeit, die Krise des römischen Reiches im 3. Jahrhundert und die römische Gesellschaft sowie in die spätrömische Gesellschaft. Zwecks weitestmöglicher Aktualisierung ist ergänzend eine Liste der wichtigeren, zur römischen Sozialgeschichte im Zeitraum von 1984 bis 2011 veröffentlichten Werke eingefügt. Damit ist insgesamt eine vorzügliche Grundlage geboten, die den Vergleich späterer Entwicklungen mit sozialen Erscheinungen und Gegebenheiten des römischen Altertums in bestmöglicher Weise erleichtert.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler