KöblerWaswardiestasi?20111230 Nr. 14133 ZIER 1 (2011) 86. IT

 

 

Was war die Stasi? Einblicke in das Ministerium für Staatssicherheit der DDR, hg. v. Dümmel, Karsten/Piepenschneider, Melanie, 3. Aufl. Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin 2009. 183 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Stasi war eine verharmlosende Abkürzung für das Ministerium für Staatssicherheit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, das meist in die Buchstaben SSD für Staatssicherheitsdienst und MfS verschlüsselt wurde. Dabei handelte es sich um den Inlands- und Auslandsgeheimdienst, der zugleich als Ermittlungsbehörde für politische Straftaten diente. Die am 8. Februar 1950 gegründete Behörde wurde von der Sozialistischen Einheitspartei als Schild und Schwert bezeichnet, wirkte aber tatsächlich vor allem als Instrument der Überwachung und Unterdrückung gegenüber der Bevölkerung.

 

Während des Bestandes der Deutschen Demokratischen Republik kannten nur Insider die Einzelheiten genauer. Sie waren am Ende der Deutschen Demokratischen Republik vor allem an der Vernichtung der Unterlagen und der Verwischung der Spuren interessiert. Mit den erhaltenen Überresten setzt sich der 2002 erstmals erschienene, kleine, um Literaturhinweise bereicherte Sammelband in erweiterter und aktualisierter Form punktuell, sorgfältig und kritisch auseinander.

 

Nach seinem kurzen, auf die Beschreibung der Ohnmacht als Beginn ihrer Überwindung hinweisenden Vorwort enthält er insgesamt 28 kleine Studien fünfzehner sachkundiger Beiträger. Sie beginnen mit der Leitfrage und enden mit einem konkreten Beispiel einer Akteneinsicht des OV Sinus 1 und Sinus 2. Insgesamt klären sie mit einfachem Flatterrand über die Wirklichkeit der Sicherheitsverwaltung eines die freie Entscheidung seiner Bürger so lange wie möglich mit allen Mitteln verhindernden mitteleuropäischen „sozialistischen“ Staates der zweiten Hälfte 20. Jahrhunderts auf und zeigen etwa, dass die von den Bajonetten der Roten Armee der Sowjetunion gestützte Stasi trotz aller über hauptamtliche wie inoffizielle Mitarbeiter zu fast allen Lebensbereichen Zugang findenden Bespitzelung nie so konnte, wie sie wollte.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler