Waldstein, Thor von, Der Beutewert des Staates. Carl Schmitt und der Pluralismus. Ares Verlag, Graz 2008. 215 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Mannheim 1959 geborene Verfasser studierte von 1978 bis 1985 Rechtswissenschaft, Geschichte, Philosophie, Politikwissenschaft und Soziologie an den Universitäten München, Mannheim und Heidelberg. 1989 wurde er an der Universität Bochum zum Dr. rer. soc. mit der von Bernard Willms betreuten Arbeit über die Pluralismuskritik in der Staatslehre von Carl Schmitt promoviert, 1992 an der Universität Mannheim mit einer Untersuchung über das Verklarungsverfahren im Binnenschifffahrtsrecht zum Dr. iur. Seit 1989 ist er in Mannheim als Rechtsanwalt tätig.

 

Seine ursprünglich 259 Seiten umfassende sozialwissenschaftliche Dissertation legt er rund 20 Jahre später unter abgewandeltem Titel in geringfügig überarbeiteter Form der Öffentlichkeit im Druck vor. Sie entstand in einer Zeit, in der die Befassung mit dem 1985 verstorbenen Carl Schmitt noch kein Thema war. In der seitdem erschienenen, kaum mehr überschaubaren Literatur  über Carl Schmitt wird dessen Verhältnis zum Pluralismus wenig erörtert, obwohl nach Ansicht des Verfassers es neben den völkerrechtlichen Arbeiten Schmitts kaum eine andere Fragestellung im Werk Carl Schmitts von größerer politischer Aktualität als den Pluralismus gibt.

 

Der Verfasser gliedert seine Untersuchung nach zwei kurzen Vorworten von 2008 und 1989 und einer Einleitung in sechs Abschnitte. Sie betreffen den Begriff des Pluralismus in der Philosophie, bei Harold Laski (Manchester 1893-London 1950) und Schmitt, im Neopluralismus und bei dem Verfasser, die Gestalt des Pluralismus vor allem bei Gierke, Maitland, Figgis, Cole und Laski, Carl Schmitts Kritik in den Zeitabschnitten 1926-1928, 1929 (Schlüsseljahr), 1930-1932 und 1933-1934, die Widerspiegelung im politischen und staatsrechtlichen Denken des postwilhelminischen Deutschland (Kelsen, Smend, Heller, Spann), Positionen und Begriffe im Antipluralismus Carl Schmitts (katholisches Ethos, politischer Nomos, konkrete Ordnung) sowie schließlich Carl Schmitts Kritikansätze und die neopluralistische Gegenwartsdiskussion. Im Ergebnis ermittelt der Verfasser Carl Schmitts Ablehnung der vordergründig unsichtbaren Herrschaft (nichtstaatlicher, demokratisch nicht legitimierter,) wirtschaftlich-sozialer Mächte oder Verbände (pressure groups) über den Staat als wesentlichen Baustein des Antiliberalismus Carl Schmitts.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler