Tatort Domplatz. Der Münster-Plan von 1609 und seine Geschichte(n) - Dokumentation und Faksimile, hg. im Auftrag des Instituts für vergleichende Städtegeschichte v. Siekmann, Mechthild. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2009. 192 S., 118 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das im Rahmen eines von der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster unterstützten Projekts entstandene, mit Hilfe der Kulturstiftung der Sparkasse Münster gedruckte Werk betrifft den bislang ältesten bekannten Plan der Stadt Münster in Westfalen in der Größe von 38 x 84 Zentimetern. Seine derzeitige amtliche Heimat ist das Stadtarchiv Bad Homburg vor der Höhe. Im Jahre 2008 wurde er sechs Wochen lang im Stadtmuseum Münster ausgestellt und 2009 durch die Vermittlung des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen im Technischen Zentrum restauriert.

 

Der in Form einer lavierten Federzeichnung gestaltete, aus dem Archiv des Reichskammergerichts im 19. Jahrhundert vermutlich über den Archivrat Friedrich LudwigCarl von Medem in den 1870er Jahren durch Nachlasskauf nach Homburg gelangte Plan zeigt, dass Münster sein historisches Erbe bewahrt und der geschichtliche Kern der Stadt trotz vieler Neugestaltungen sich seit mehr als 400 Jahren in wesentlichen Bereichen nicht verändert hat. Im Gegensatz zu der aus dem Süden auf die Stadt blickenden Planansicht Everhard Alerdincks von 1636 schaut der Betrachter von Osten von einem erhöhten Standpunkt aus über die Westseite der Häuser des Prinzipalmarkts auf den Domplatz. Nach einem wissenschaftlichen Kolloquium vom 25. April 2008 wurden Entstehung und Einbindung des Planes in den geschichtlichen Zusammenhang eines tödlich endenden Streites zwischen Dietrich von Galen und Erbmarschall Gerhard Morrien auf dem Domplatz am 17. Juli 1607 ausführlich untersucht.

 

Die sieben dabei entstandenen Studien stellt der großformatige, reich bebilderte, den Plan als Faksimile im Anhang wiedergebende Band der Allgemeinheit zur Verfügung. Dabei behandelt Ralf Klötzer die Stadt Münster um 1600, lässt Mechthild Siekmann den Plan über Topographie und Genese erzählen, schildert Frank Dierkes den Adelskonflikt Galen gegen Morrien, Gerd Dethlefs das Bild des Tatorts als gerichtliches Beweismittel, verortet Holger T. Gräf den Plan gattungsspezifisch und gattungsgeschichtlich, legt Astrid Krüger Fundgeschichten aus dem Stadtarchiv Homburg dar und dokumentiert Matthias Frankenstein die Restaurierung. Insgesamt wird durch den leider eines Registers entbehrenden Band die Stadtgeschichte Münsters anschaulich bereichert.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler