Raison(s)
d’Etat(s) en
Die Herausgeberin ist Professorin an der Universität
Paris Ouest Nanterre La Défense und Direktorin des Centre de Recherches
Pluridisciplinaires Multilingues. Nach der Karlsruher Virtuellen Bibliothek ist
sie zuerst 1995 durch eine Übersetzung Von Anna Seghers’ Die Toten bleiben jung
mit den beiden Teilen La révolution confisquée und La mise au pas in die
französische Sprache hervorgetreten. Danach hat sie sich mit der Nation (1999),
mit Écrivains, identité, mémoire (2000), mit Nietzsche (2002) und Europa (2004)
befassr und ist von daher mit politischer Ideengeschichte aus vergleichender
Sicht gut vertraut.
Der vorliegende Band ist das Ergebnis eines
internationalen, multidisziplinären Kolloquiums, das im Jahre 2009 an der
genannten Universität abgehalten wurde. Er will Philosophie, Geschichte und
Recht vereinen. Diesem Ziel dienen 12 französische Beiträge und je eine
deutsche und englische Studie.
Nach einer kurzen Einführung der Herausgeberin beginnt
das Werk mit der Entstehung der raison d’Etat im 16. und 17. Jahrhundert, wobei
Machiavelli die führende Rolle zugeschrieben und daneben François Guichardin
betrachtet wird. Der zweite Teil befasst sich mit Kontexten und Kontroversen
und erfasst in den betreffenden Referaten Plato, die Diskontinuität der
Staatsräson als Problem der deutschen Geschichte (Günther Heydemann), Friedrich
II., Voltaire, die Affäre Dreyfus, das Deutsche Reich zwischen 1871 und 1933
sowie Mussolini, Craxi und Berlusconi. Der abschließende dritte Teil stellt den
Rechtsstaat dem von außergewöhnlichen Krisen geschüttelten Staat gegenüber und
blickt dabei auf die Verfassung, die politische Justiz, die Religionsfreiheit
und die Ökologie, so dass der Band insgesamt zahlreiche Fragen neuzeitlicher
Politikgeschichte anspricht und weiterführend erörtert.
Innsbruck Gerhard Köbler