Molling, Herlinde, So planten wir die Feuernacht. Edition Raetia, Bozen 2011. 340 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Herlinde Molling, in Innsbruck 1935 geboren, wirkte von 1957 bis 1981 als Stukkaturbildhauerin an der Restaurierung zahlreicher Baudenkmäler in Tirol mit. Daneben beteiligte sie sich mehr als zehn Jahre am Widerstand Südtirols gegen Italien, indem sie Flugblätter verteilte, Mauern mit Parolen beschrieb, Rundfunktexte verfasste und vor allem Sprengstoff über die Grenze brachte. Nach Angaben des Südtiroler Schützendbunds war sie wahrscheinlich die einzige Frau, die selbst Strommasten sprengte.

 

Zusammen mit ihrem Ehemann, dem akademischen Bildhauer Klaudius Molling, Sohn des damaligen Landtagspräsidenten Alois Molling, war sie dem Befreiungsausschuss Südtirol eng verbunden. Unbehelligt von der Polizei fuhr sie vielfach mit gefährlicher Fracht von Innsbruck nach Bozen und zurück. Heimlich ließ sie sich im Sprengen ausbilden.

 

Als Autorin ist sie seit 2004 hervorgetreten mit einer Innsbrucker Weihnachtsgeschichte, einer Beschreibung des Stifters Johann von Sieberer und einem Werk über die Zirler Goaßer. In ihrer neuesten Veröffentlichung wertet sie neben ihren persönlichen Erfahrungen der damaligen Jahre einen ihr 1964 übergebenen Koffer mit Protokollen, Skizzen und Gesprächsnotizen des Befreiungsausschusses Südtirol aus. Dadurch ist nach vielen Jahren, in denen damalige Straftaten verjährten, jedermann ein detaillierter Einblick in die in 37 von angestrebten 100 Fällen das Ziel erreichende Bozener Sprengungsaktion vom 11./12. Juli 1961 und ihre Ursachen und Wirkungen möglich, für die es freilich streitig ist, ob durch sie die Verbesserung der Lage Südtirols innerhalb Italiens gefördert oder nur nicht verhindert wurde.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler