Judaism, Christianity and Islam in the Course of History, hg. v. Gall, Lothar/Willoweit, Dietmar (= Schriften des Historischen Kollegs 82). Oldenbourg, München 2010. X, 469 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach dem kurzen Vorwort der beiden bekannten Verfasser ist spätestens seit dem 11. September 2001, dass das Thema Religion als politischer Faktor auch im 21. Jahrhundert eine zentrale Rolle spielt. Im Gegensatz hierzu entnehmen sie der anschließenden Debatte, dass es vielfach an Wissen und dabei auch an geschichtlichen Kenntnissen fehlt, um die Ereignisse verständig einzuordnen und zu begreifen. Aus diesem Grunde hat sich das Historische Kolleg in Zusammenwirken mit der bayerischen Akademie der Wissenschaften die Aufgabe gestellt, das oft als reine Konfliktgeschichte gesehene Verhältnis zwischen Judentum, Christentum und Islam  wissenschaftlich zu beschreiben, um damit die aktuelle Diskussion um eine fundierte historische Perspektive zu erweitern.

 

Zu diesem Zweck fand in München zwischen dem 16. und 18. März 2009 eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Konferenz statt, die an ein Kolloquium über Heilige Kriege aus dem Jahr 2007 anknüpfen konnte. Teilnehmer waren Historiker, Islamwissenschaftler, Juristen, Theologen und Erziehungswissenschaftler aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Israel, Großbritannien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland. In wohl 32 Referaten (davon 8 in englischer Sprache) wurden dabei Austausch und Konflikte zwischen den drei großen monotheistischen Weltreligionen von der Antike bis zur Gegenwart betrachtet.

 

Nach einem umfassenden Blick Friedrich Wilhelm Grafs auf den einen Gott in vielerlei Gestalt folgen insgesamt acht Sektionen. Sie befassen sich jeweils an Hand einer Einführung mit den Themen Religionsgelehrsamkeit, Europa und die islamische Welt, gesellschaftliche Integration und Bewahrung der Identität, Kultur, Bildung, Fremdwahrnehmung, Rechtsverständnis (Israel Jacob Yuval, The Orality of Jewish Oral Law, Hans-Jürgen-Becker, Weltliche und religiöse Elemente im Rechtsdenken der okzidentalen Christenheit), Austausch und Konflikte I (Mittelalter und frühe Neuzeit), Recht und Wirtschaft sowie Austausch und Konflikte II (19. und 20. Jahrhundert). Zwischen Hellenistic Ideas of Time in the Koran und deutschen Missionen im Iran des 19. Jahrhunderts ergeben sich vielfältnige neue Einzeleinsichten, die allerdings nicht durch ein Register aufgeschlossen sind.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler