Hofreiter, Gerda, Allein in die Fremde. Kindertransporte von Österreich nach Frankreich, Großbritannien und in die USA 1938-1941. StudienVerlag, Innsbruck 2010. 133 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die 1942 geborene Verfasserin schloss nach einem Berufsleben als Lehrerin an Volksschulen und Hauptschulen in Tirol 2007 mit der vorliegenden, die vorhandenen Quellen ansprechend auswertenden Diplomarbeit ein spätes Studium der Geschichte in Innsbruck ab. Gegenstand der Untersuchung ist der Weg von etwa 3-4000 jüdischen Kindern von Wien in fremde Länder, als nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 die nationalsozialistische Verfolgung von Juden auch auf Österreich übergriff und ab dem 20. Mai 1938 die Nürnberger Gesetze in der „Ostmark“ galten, so dass bis November 1938 schon mehr als die Hälfte der Juden aus den Bundesländern geflohen, ausgewandert oder nach Wien zwangsumgesiedelt wurde, am 17. Mai 1939 nur noch 94530 „Volljuden“ in der „Ostmark lebten und bis Ende 1939 ungefähr zwei Drittel der österreichischen Juden vertrieben wurden. Für Kinder ergaben sich daraus besondere Gefährdungen, aber auch Möglichkeiten.

 

Die Verfasserin gliedert ihre eindringliche Untersuchung in insgesamt 6 Kapitel. Sie beginnt mit der Lage unmittelbar nach dem Anschluss, in der sich die Frage nach dem Verlassen Österreichs stellte, und gelangt über die Jugendalija nach Palästina, die Bemühungen um Kindertransporte in alle Welt, die Kindertransporte von Wien in die USA, die Transporte jüdischer Kinder von Wien nach Frankreich und von Frankreich in die USA zu dem Ergebnis, dass viele jüdische Kinder aus der damaligen Ostmark allein in die Fremde reisen mussten und durften, dadurch aber letztlich alle in Sicherheit gelangten. Sie entgingen damit trotz aller damit verbundenen Schwierigkeiten und Schmerzen dem unmenschlichen Schicksal der bei Erlass des generellen Ausreiseverbots am 23. Oktober 1942 noch in Österreich verbliebenen (etwa 60000) Juden, von denen die Mehrheit in Gettos, Konzentrationslager und Vernichtungslager deportiert wurde, in denen nur wenige überlebten und noch weniger nach Österreich zurückkehrten.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler