Geiger, Peter, Kriegszeit. Liechtenstein 1939 bis 1945. Verlag Chronos, Zürich 2010. 1328 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Peter Geiger wurde in Monbiel in Graubünden am 22. Oktober 1942 geboren, lebt aber seit seinem fünften Lebensjahr (und damit etwa 1947) in Liechtenstein. Nach den Schulen in Mauren und Eschen und dem Lehrerseminar in Rorschach sowie einer Tätigkeit als Primarlehrer in Buchs studierte er Geschichte, Germanistik und Romanistik in Zürich und Wien und wurde 1970 in Zürich mit einer 400 Seiten umfassenden Geschichte des Fürstentums Liechtenstein zwischen 1848 und 1866 promoviert. Parallel zu einer Tätigkeit an der Kantonsschule Sankt Gallen wirkte er als Dozent für Geschichte und politische Bildung an der Pädagogischen Hochschule Sankt Gallen, unterbrach aber diese Aufgaben durch ein Studienjahr in Seattle und wurde seit 1987 er großenteils für einen Lehrauftrag am Liechtenstein-Institut beurlaubt, aus dem heraus er sich 1999 an der Universität Freiburg im Üchtland für Zeitgeschichte habilitierte.

 

Während der gesamten Zeit legte er weitere wichtige Werke zur Liechtensteiner Geschichte vor. Sie betreffen etwa Kleinheit und Interdependenz (1990), Peter Kaiser (1993), Russen in Liechtenstein (1996), Liechtenstein zwischen 1928 und 1939 und Fragen zu Liechtenstein in der NS-Zeit und im Zweiten Weltkrieg (Flüchtlinge, Vermögenswerte, Kunst, Rüstungsproduktion, Schlussbericht der unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein  Zweiter Weltkrieg). Damit hat er eine hervorragend Grundlage für seine zweibändige Geschichte Liechtensteins von 1939 bis 1945 gelegt.

 

Sie gliedert sich in insgesamt 11 Teile. Sie beginnen vor dem Zweiten Weltkrieg und behandeln nacheinander Liechtenstein bei Kriegsbeginn, die militärische Bedrohung des niemals eingenommenen Landes, die Außenpolitik, die innere und äußere Verunsicherung vor allem im Jahre 1940, die Auseinandersetzung mit und die Abwehr gegen den Nationalsozialismus (und Anschlussversuche), den Fürsten Fran Josef II. und die sich gleichwohl auftuenden Abgründe und enden mit Kriegsende und Frieden. Im Ergebnis seiner sehr detaillierten, mit zahlreichen Abbildungen veranschaulichten Ausführungen stellt er fest, dass Liechtenstein in der Kriegszeit davon gekommen sei, weil Liechtenstein zu klein und zu arm als Einzelbeute für Deutschland war und Hitler sich von einer unbesetzten Schweiz (mit dem Anhängsel Liechtenstein) mehr Vorteile versprach als von einer besetzten und zerstörten Schweiz, dass aber auch eine Nussschale auf dem offenen Meer bei Sturm leicht herumgeworfen werden kann.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler