Braun, Guido, La connaissance du Saint-Empire en France du baroque aux Lumières (= Pariser Historische Studien 91). Oldenbourg, München 2010. 911 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Guido Braun begann das Studium der Geschichte, französischen und italienischen Philologie 1989 in Bonn und Paris, wo er 1993 an der Sorbonne (Paris IV) die Licence d’histoire, 1995 die Maîtrise d’histoire und 1998 das Diplôme d’études approfondies in moderner und zeitgenössischer Geschichte erwarb. Im Jahre 2000 wurde er in Bonn mit einer von Konrad Repgen im Rahmen des Editionsprojekts Acta Pacis Westphalicae betreuten Dissertation über die französischen Korrespondenzen 1646-1647 zum Dr. phil. promoviert. Dem folgte nach Tätigkeiten als vom Bundesministerium für Bildung und Forschung entsandter wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Rom und in Paris 2007 die von Jean Bérenger betreute Promotion an der Sorbonne mit der vorliegenden Arbeit über das Bild des Heiligen römischen Reiches in Frankreich zwischen 1643 und 1756, an die sich die Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrsttuhl Frühe Neuzeit des Instituts für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn anschloss.

 

Die Pariser Dissertation liegt seit 2010 im beeindruckenden Umfang von mehr als 900 Seiten vor. Sie schließt eine wichtige Lücke. Im zusammenwachsenden Europa ist der Blick über die Grenzen besonders bedeutsam und erfordert die Verwertung umfangreicher fremdsprachiger Quellen und Literatur besonderes Interesse und Geschick.

 

Gegliedert ist das tiefgründige Werk nach einer Einführung über die multidisziplinären Aspekte, die Quellen, die Literatur, die Methode und den Arbeitsplan sowie einem vorangestellten Kapitel über das deutsche öffentliche Recht zwischen dem Westfälischen Frieden und dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts in vier Teile mit 13 Kapiteln. Sie betreffen das Verhältnis zwischen Frankreich und der Verfassung des Reiches von Richelieu bis Mazarin, die Sprachen vom Barock bis zur Aufklärung einschließlich der französischen Übersetzungen des Westfälischen Friedens, die Beziehung zwischen Frankreich und dem öffentlichen Recht des Reiches unter Ludwig XIV. und Ludwig XV. und das Verhältnis der Franzosen zu den Institutionen des Reiches. Am Ende fasst der Autor seine fünf wichtigsten Erkenntnisse zusammen und zeigt vor allem, dass die Sicht der französischen Diplomaten und Eliten in Wirklichkeit deutlich vielfältiger war als bisher allgemein angenommen und zu einer eigenen französischen Terminologie führte.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler