Adel verbindet - Adel verbindt - Elitenbildung und Standeskultur in Nordwestdeutschland und den Niederlanden vom 15.-20. Jahrhundert/Elitevorming en standscultur in Noordwest-Duitsland en de Nederlanden van de 15e tot de 20e eeuw, hg. v. Van Driel, Maarten/Pohl, Meinhard/Walter, Bernd (= Forschungen zur Regionalgeschichte 64). Schöningh, Paderborn 2010. 295 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Nach dem einführenden Beitrag des Mitherausgebers Bernd Walter fordert der Adel als europäisches Phänomen von langer Dauer bereits als solcher eine zeitlich epochenübergreifende und örtlich transnationale und interregionale Betrachtung geradezu heraus. Davon abgesehen verdankt der vorliegende Sammelband seine Entstehung der konkreten Erfahrung grenzüberschreitender Zusammenarbeit in Nordwestmitteleuropa. Mit Unterstützung der Europäischen Union konnte nämlich bereits in den Jahren zwischen 2000 und 2002 anlässlich des 150-jährigen Bestehens des historischen Vereins für Geldern und Umgebung das grenzüberschreitende Projekt Laat vriendschap helen, wat Grenzen delen verwirklicht werden, dessen günstiges Ausgang zur Fortsetzung ermutigte.
In der Folge konnte eine dreiteilige Veranstaltungsreihe durchgeführt werden. Sie befasste sich in Wesel 2004 mit Adel und Staat in der frühen Neuzeit, in Arnheim 2005 mit Adel und Kultur im niederländisch-deutschen Grenzraum und in Münster 2006 mit Adel in Nordwestdeutschland und den Niederlanden im 19. und 20. Jahrhundert. Ihre Ergebnisse legt der Sammelband in insgesamt 14 überwiegend in deutscher Sprache gehaltenen Beiträgen vor.
Sie beginnen mit Bernd Walters Darlegung zur Adelsforschung in interregionaler und internationaler Perspektive, erfassen Adelslandschaften, das Verhältnis zur Landesregierung, Adel und Amt am Niederrhein am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, Buch und Literatur als Medium von Repräsentation und Geselligkeit, die Ritterschaft des geldrischen Oberquartiers, die innerfamiliären Auseinandersetzungen der Familie Bylandt um Rheydt, Gebäude, Menschen, Dinge, Kohle, Stahl, Chemie, adelige Binnenkommunikation, das Verhältnis zum Staat oder die Frage des Rückgangs der Homogamie im deutschen und österreichischen Adel im Vergleich zum niederländischen Adel. Am Ende versucht Eckart Conze eine allgemeine Bilanz für das Verhältnis von Adel, Staat und Gesellschaft im 20. Jahrhundert. Insgesamt zeigen die Untersuchungen in der Neuzeit eine wachsende Bedeutung nationalstaatlicher Grenzen für den anfangs grenzenlosen Adel, der dieser aber - wie der Sammelband - auch mit Blick auf das zusammenwachsende Europa eigene grenzüberschreitende Strategien gegenüberstellt.
Innsbruck Gerhard
Köbler