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Schartner, Irmgard, Die Staatsrechtler der juridischen Fakultät der Universität Wien im ,Ansturm’ des Nationalsozialismus. Umbrüche mit Kontinuitäten. Lang, Frankfurt am Main 2011. 373 S. zahlr. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

Schartner, Irmgard, Die Staatsrechtler der juridischen Fakultät der Universität Wien im ,Ansturm’ des Nationalsozialismus. Umbrüche mit Kontinuitäten. Lang, Frankfurt am Main 2011. 373 S. zahlr. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die wohl von Ilse Reiter-Zatloukal betreute, im Februar 2010 unter dem Titel Die Staatsrechtswissenschafter der juridischen Fakultät der Universität im Nationalsozialismus und danach - Umbruch und Kontinuität an der juristischen Fakultät der Universität Wien approbierte, anlässlich der Publikation überarbeitete und geringfügig erweiterte Dissertation der Verfasserin. Sie betrifft einen interessanten Gegenstand. Sie füllt in spannender Art und Weise eine bisherige Lücke.

 

Gegliedert ist sie in drei Teile, von denen die Einführung die Gleichschaltung mit (!) dem Dritten Reich, Studienordnung, Studienplan und Vorlesungskanon, Zugangsbestimmungen, Lehrer und Lehrinhalte von 1938 und 1945 sowie Lehrveranstaltungen aus Staatsrecht und Verwaltungsrecht von 1938 bis 1945 betrachtet. Der zweite Teil befasst sich mit den Staatsrechtslehrern nach Adamovich und Merkl und erörtert nacheinander Ernst Forsthoff, dessen Wirken in Wien kaum stattfindet, Hans Ritter von Frisch, der 1941 verstirbt, Norbert Gürke, der nach merkwürdiger Karriere ebenfalls 1941 verstirbt, und (die fünf Leben des wechselfreudigen oder anpassungsfähigen) Helfried Pfeifer. Das im dritten Teil behandelte Umfeld besteht aus Robert Bartsch, Julius Bombiero Ritter von Kremenac, Karl Braunias, Adolf Günther, Alexander Freiherr Hold von Ferneck, Rudolf Köstler, Arthur Marchet, Hans Mayer, Adolf Julius Merkl, Wilhelm Neidl, Richard Pfaundler von Hadermur, Johannes Sauter, dem Romanisten Erst Schönbauer, Otto Freiherr von Skrbensky-Hrzistie, Ernst Swoboda, Alfred Verdross Edler von Drossberg und Hans Würdinger.

 

Die Verfasserin verwendet eine Vielzahl von Quellen, die sie emsig und fleißig verwertet. Ihr gelingen zahlreiche neue Einzelerkenntnisse. Das Gesamtergebnis, dass die gewünschte Entwicklung Wiens am Unvermögen und Unwillen der eingesetzten Kräfte scheiterte und die persönliche Ausdünnung auch zu einer inhaltlichen Schwächung trotz Funktionieren des Universitätsbetriebs vor und nach 1945 führte, ist ebenso überzeugend wie ihre vorwurfsvolle Frage. doch war dies - für Wien oder überhaupt - genug?

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler